Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 395
(PDF, 94 MB)
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Kind und Spiegel seiner Zeit Q Q C

zeugs bis zur Gewöhnung an den rationalen Betrieb, an Arbeitstempo
, Genauigkeit, an Arbeitskameraden und an keineswegs
immer verständnisvolle Chefs. (Theorie des objektiven
Geistes).

Philosophische Durchdringung ist - muss es gesagt werden?
- etwas anderes als Sakralisierung, vollends als Sakralisierung
um jeden Preis. Daran fehlte es in dem Lesebuch freilich nicht.
Welchen erhabenen Sinn man in einen Beruf legen zu können
meinte, war schon auf der Titelseite mit „Gesegnete Arbeit"
und ausführlicher beim Thema „Berufsweihe" deutlich geworden
: „Jeder Beruf ist ein Erzieherberuf, ein Pflegeberuf, ein
Heilberuf, ... sobald wir daran denken, wie stark wir auf den
anderen geistig wirken können ... Wer sich in solchem Sinne
verantwortlich fühlt ... der wird auch in sich selbst den göttlichen
Funken beleben und dem reizlosesten Berufe ganz neue
und erhebende Aufgaben abgewinnen" (F.W. Förster). Pädagogik
voll Idealismus sozusagen in Reinkultur, das ist nicht mehr
unsere Sprache. So ist das Lesebuch von 1925, wo immer man
es aufschlägt, ein historisches Dokument, das auch zeigt, mit
welchen Problemen man sich (noch) nicht beschäftigen
musste. Oder hatte man sie einfach aus der Schule verbannt?
Dazu gehörten Gewalt, Emanzipation der Frau, Randgruppen,
Vorurteile gegen In- und Ausländer, Globalisierung ... Gleichwohl
muss man es bedauern, dass dieses Lesebuch nur kurze
Zeit die Chance hatte, auf die Jugend zu wirken. Eine Reaktion
der Nutzer, Lehrer oder Schüler, ist nicht mehr greifbar. Ihre
Generationen sind dahin.

Eine ganz persönliche Bemerkung zum Schluss: Dieses Lesebuch
wurde allem Anschein nach gleich nach seinem Erscheinen
auch in der Gewerbeschule Triberg eingeführt. Sonst
wäre es ja nicht mehr in die Hände meines Vaters, Jahrgang
1909, gekommen. Vaters Lehrzeit muss spätestens 1927 geendet
haben. Sein Exemplar hatte er in Packpapier eingebunden,
wie auch wir es als Schüler noch nicht anders kannten. Das
Vorsatzblatt trägt in mustergültiger Handschrift den Namen
seines Besitzers, meines Vaters - allein dies scheint mir der
Erwähnung wert. Eine solche Handschrift habe ich bis heute
nicht. 18 Titel sind im Inhaltsverzeichnis angekreuzt, was
entweder bedeuten kann, diese Stücke sind in der Klasse behandelt
worden oder sie haben einen Leser, gewiss meinen
Vater, besonders interessiert. Auffallend ist, dass im Kapitel
„Bei der Arbeit" sich mit sechs die meisten Kreuzchen finden,
zwei Stücke von Jeremias Gottheit sind darunter. Da das Buch
nun einmal meinem Vater gehörte, kramte ich angestrengt in


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