Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 399
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Vater Pazifist, Sohn Frontkämpfer - das schwierige Verhältnis von Adolf und Brandel Geck 399

Adolfs „Gegenpart" war sein Sohn Brandel.6 Am
22. November 1893 geboren, wurde der musisch und
literarisch begabte Älteste sehr früh im sozialdemokratischen
Biotop sozialisiert, in dem Offenburg und
sein Vater Adolf nicht nur eine regional bedeutende
Rolle spielten. Denn bei den Gecks machten alle
Station, die Rang und Namen in der Partei besaßen.
August Bebel, der charismatische Parteivorsitzende
und Trauzeuge seiner Eltern, war für Brandel Onkel
Bebel, Klara Zetkin, deren Söhne Maxim und Kostia
in seinem Alter waren, nannte er Tante Klara.

Doch es gab noch einen dritten Hauptakteur in
unserer Dreiecksgeschichte, die Ehefrau und Mutter
Marie Geck7, die im wahrsten Sinne des Wortes zwischen
den Fronten stand, auszugleichen und zu vermitteln
suchte und - wie so häufig in solchen Konstellationen
- manchmal als Prellbock für beide Seiten dienen
musste. Darunter litt sie ebenso wie unter dem schier unauflöslichen
Zwiespalt von treusorgender Ehefrau und einer mit fürsorglicher
Liebe für ihre Kinder erfüllten Mutter. Sie ist die
Heldin im Hintergrund, und damit auch des heutigen Abends.

1892 hatte die ebenfalls in der Sozialdemokratie aktive
Marie (1865-1927), eine geb. Mohsmann und schon mit 26 Jahren
verwitwet, den Offenburger Drucker und Verleger Adolf
Geck geehelicht. Innerhalb von sechs Jahren kamen fünf Kinder
auf die Welt, als Erster Brandel, danach Teil (1895-1986),8
dann die Mädchen Erika, später verheiratete Heymann (1895-
1950),9 Freya, verheiratete Hinkelmann (1896-?) und als Nesthäkchen
Rothraud Armanda (1898-1983).10

In seinen Erstgeborenen setzte Adolf, wie vielleicht jeder
Vater, besondere Erwartungen. Er sollte die politische Arbeit
des langsam in die Jahre gekommenen Veteranen übernehmen
, fortsetzen, ausbauen und irgendwann deren Früchte
ernten. Dass der Zweitgeborene Teil dazu nicht in der Lage sein
würde, stellte sich bald heraus. Er war noch künstlerischer veranlagt
als Brandel und zeigte wenig Interesse an politischer
Arbeit. Die drei jüngeren Mädchen kamen im Selbstverständnis
der damaligen Zeit und auch in dem des Patriarchen Adolf
dafür sowieso nicht infrage. Klara Zetkin und die junge Rosa
Luxemburg waren auch in dieser Hinsicht Ausnahmegestalten,
die die Regel bestätigten.

Anfänglich schien Brandel diese Erwartungen erfüllen zu
wollen, getreu den Vorstellungen seines Vaters und politischen
Lehrmeisters. 1912 legte er am Offenburger Gymnasium sein
Abitur ab. Sein Berufswunsch war Journalist. Anfang 1913 war

Marie Geck
Foto: Stadtarchiv
Offenburg


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