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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 401
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Vater Pazifist, Sohn Frontkämpfer - das schwierige Verhältnis von Adolf und Brandel Geck

wilhelminischen Obrigkeitsstaat zu erreichen waren, als durch
eine Fundamentalopposition, bei der die Sozialdemokratie außerhalb
der Gesellschaft verharrte. Sicher nahm er sich dabei
die Politik der badischen Sozialdemokratie zum Vorbild, die
z.B. in einer Zusammenarbeit mit den Nationalliberalen mit
dem Ziel, die größte Partei, das Badische Zentrum, politisch zu
neutralisieren, keinen Tabubruch erblickte. Adolf Geck wiederum
bekämpfte diese Abweichung von der offiziellen Linie der
Reichspartei und geißelte den Verrat an den sozialdemokratischen
Prinzipien mit aller Vehemenz. Schon die Teilnahme
führender Sozialdemokraten an der Beerdigung Großherzog
Friedrichs I. im Jahre 1907 war für ihn einer Blasphemie gleichgekommen
.

Vater und Sohn entfernten sich voneinander - geografisch,
vor allem aber mental und in ihren Überzeugungen, während
Mutter Marie verzweifelt versuchte, den Familienverbund zusammenzuhalten
und die Verbindungen der beiden Pole nicht
ganz abreißen zu lassen.

Besonders deutlich - und für alle Augen sichtbar - wurde
diese gegenseitige Entfremdung im August 1914. Während
Adolf Geck bis zum Kriegsausbruch in der festen Überzeugung
verharrte, eine konzertierte Aktion der Internationalen Arbeiterbewegung
werde den Ausbruch von Feindseligkeiten in Mitteleuropa
zu verhindern wissen, stand Brandel auf der Seite
derjenigen in der Sozialdemokratie, die es für die patriotische
Pflicht auch der Genossen hielten, dem bedrängten, eingekreisten
und angegriffenen Vaterland zur Hilfe zu eilen. In der
Not - so die damalige Überzeugung - hatte man zusammen zu
stehen, ungeachtet aller politischen Unterschiede. Gleichzeitig
sollten aus diesem Mitmachen Ansprüche erwachsen, was die
Mitwirkung der ehemaligen Reichsfeinde bei der zukünftigen
Gestaltung der politischen und gesellschaftlichen Lebensverhältnisse
anging.

Dies waren anfänglich Hoffnungen, genährt durch das Blutopfer
so vieler bekannter wie unbekannter Sozialdemokraten,
die schon im ersten Kriegsjahr, an allen Fronten, besonders im
Westen ihr Leben ließen. Das erste Kriegsjahr war gemessen an
seinen Ausfallzahlen das blutigste des gesamten Weltkriegs. Zu
den berühmtesten Opfern zählte zweifelsohne der immer noch
jugendliche Star der badischen wie der deutschen Sozialdemokratie
, der 1874 in Nonnenweier geborene Ludwig Frank. Auch
wenn dieser noch Ende Juli 1914 in Mannheim vor mehr als
6000 Zuhörern eine begeisternde Friedensrede gehalten hatte,
war er Anfang August - nun in der festen Überzeugung, dass
Deutschland von seinen Feinden zum Krieg gezwungen werde -


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