Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 465
(PDF, 94 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0466
Zerrissene Freundschaften - ein Teilaspekt der großen Verluste von 1914-1918 46 S

sen wurden, um eine sichtbare Spur im historischen Bewusst-
sein und der ehrenden persönlichen Erinnerung zu hinterlassen.

Unterschiedlich waren die Beziehungen der zehn, zum Teil
blutjungen Kriegsfreiwilligen, die an fast allen deutschen Fronten
des Ersten Weltkrieges zum Einsatz kamen, bei dem die
meisten oft schon 1915 nach schwersten Verwundungen ihr
Leben lassen mussten. Einer von ihnen verfasst unter der familiären
Todesanzeige in der Zeitung für seinen in Masuren gefallenen
Freund ein wehmütiges und verzweifeltes Trauergedicht.
Ein anderer stirbt schon Mitte Januar 1915, auf gemeinsamem
Wachposten mit seinem Freund schwer verletzt, in einem
flandrischen Lazarett, neben dem er auch beigesetzt wird. Ein
jahrelanger Klassenkamerad findet Anfang 1915 sein Ende im
französischen Kriegslazarett nach einem tödlichen Gewehr-
schuss, sein Freund überlebt in dreijähriger Gefangenschaft,
muss erneut im Zweiten Weltkrieg als Offizier mitkämpfen und
kann dann ein ganz normales Leben bis 1960 führen. Zwei
andere Freunde sterben im Alter von knapp 17 Jahren, mit einigen
Monaten Abstand qualvoll beim Kampf um den „Men-
schenfresser" Vieil Armand, dem heimatnahen Hartmannswil-
lerkopf, der eine schon am ersten Weihnachtstag 1914 durch
eine Granate getroffen, der andere durch eine Mine zerfetzt.
Zwei weitere schließlich werden im raschen Wechsel zwischen
Ostfront und Westfront hin und her gerissen, der eine von
ihnen überlebt 1916 einen couragierten Sturmangriff bei Ver-
dun nicht, der andere erliegt einer Hirnverletzung im fernen
Rumänien.

Dem Vergessen entrissen werden sollen jetzt auch die Namen
der unzähligen anderen Gefallenen vieler Nationen, die auf
einem der blutigsten Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs, im
französischen Flandern, ihr Leben lassen mussten, dort, wo
sich auch heute noch ein Soldatenfriedhof an den anderen
reiht. In der Nähe der Stadt Arras, bei der von 1914 bis 1918
mehrfach erbitterte Kämpfe zwischen den verfeindeten Nationen
ausgetragen wurden, wovon heute noch der Soldatenfriedhof
„Maison Blanche" mit allein 44 833 deutschen Gefallenen
von 1914 bis 1918 ein erschütterndes Zeugnis ablegt, ragt seit
wenigen Monaten ein einzigartiges Erinnerungsmonument in
die Landschaft. Am 11.11.2014, dem Tag des Waffenstillstands
von 1918 und noch heute einem der höchsten französischen
Nationalfeiertage, wurde bei Notre-Dame-de-Lorette von
Staatspräsident Francois Hollande eine neue Internationale
Gedenkstätte eingeweiht, die den bisherigen Rahmen nationaler
Erinnerungskultur sprengt und auch architektonisch neue


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0466