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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 469
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Inflation und Notgeld in Schiltach 1914-1923

Andreas Morgenstern

Am 1. August 1914 erklärte das Deutsche Reich Russland den
Krieg. Wenige Tage später befand es sich auch mit seinen westlichen
Nachbarn Frankreich, Belgien und Großbritannien im
Kriegszustand. Doch, obwohl die meisten Militärstrategen die
Länge und Intensität des Ersten Weltkriegs noch nicht absehen
konnten oder wollten, war bereits frühzeitig klar, dass seine
Finanzierung eine große Herausforderung darstellen würde.
Die eigene Bevölkerung sollte so dem kriegführenden Staat
Darlehen geben. Für dieses Vorhaben wurden bis 1918 u.a.
neun Kriegsanleihen aufgelegt.

Die bis zu Kriegsausbruch weitgehend wertstabile Mark geriet
rasch unter Druck. Bereits Anfang August 1914 endete die
bis dahin gültige Goldsicherung der Währung, nun galten die
vom eigenen Volk gegebenen Kriegsanleihen als ebenso sichere
Wertsicherung.1 Ihre spätere Rückzahlung sollten die nach
einem gewonnenen Krieg eingehenden Reparationsleistungen
der unterlegenen Gegner ermöglichen. Doch trotz aller Appelle
fanden sich rasch Hinweise auf einen wirklichen Wertverfall
der Mark. So teilte am 16. August 1915 das Badische Innenministerium
mit: „Ein wirksames Mittel zur Bekämpfung der
Preistreibereien ist auch der Verkauf von Gegenständen des
täglichen Bedarfs durch die Gemeinden zu den Selbstkosten.
(...) Da die derzeitige Teuerung dringend der Abhilfe bedarf, ist
das Eingreifen der Gemeinden dankbar zu begrüßen/'2 Neben
diese Notmaßnahme trat die Festlegung von Höchstpreisen,
um Güter des täglichen Bedarfs für breitere Bevölkerungsschichten
bezahlbar zu halten. In Schiltach war der Kartoffelpreis
bereits im November 1914 begrenzt.3 Im September 1915
entstanden schließlich Preisprüfungsstellen.4 Ursächlich für
als „schwer empfundene Preissteigerungen zahlreicher Bedarfsgegenstände
des täglichen Lebens"5 war auch der Anstieg
der Preise vieler Grundstoffe. Lebensmittelimporte fielen weitgehend
aus, die Ernten gingen ohne ausreichende Pflege der
Böden zurück.

Es verwundert kaum, dass das Misstrauen in der Bevölkerung
wuchs. So musste der „Kinzigtäler" schon am 10. Oktober
1914 zum Tausch vorhandener „harter" Reserven gegen Papiergeld
auffordern: „An sämtliche Kreise der Bevölkerung wird


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