Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 494
(PDF, 94 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0495
494

Arnulf Moser

mit Schülern und der Krankenschwester blieb dort zurück. Die
weitere Evakuierung wurde immer chaotischer, es gab Fliegerund
Panzeralarm, die Zugmaschine blieb immer wieder stehen.
Noch vor Stockach wurde ein Halt in einem abgelegenen Bauernhof
bei Gündelwangen vorbereitet. Als die Nachricht kam,
dass Tuttlingen bereits von den Franzosen besetzt war, plante
Anstaltsleiter Bockhacker, der noch über seinen Pkw verfügte,
die Schüler in umliegenden Bauernhöfen unterzubringen.
Doch die Bauern brachten klar zum Ausdruck, dass sie keinen
längeren Aufenthalt einer Napola wünschten. Daraufhin be-
schloss Bockhacker, die Schüler in der Internatsschule Salem
unterzubringen. Diese war 1941 der Inspektion der Deutschen
Heimschulen unterstellt worden, deren Chef SS-Obergruppenführer
August Heißmeyer auch die Inspektion der Napolas leitete
. Nach einem Besuch Salems plante er, Kloster und Schloss
abzureißen, „um Platz für einen zweckmäßigen Neubau zu
machen". Ab Anfang 1944 war Salem unter einem SS-Obersturmführer
gleichgeschaltet worden.10

Das gesamte Gepäck aus Achern einschließlich der Schulakten
war praktisch verloren. Zipfel erreichte Salem am 22. April
zu Fuß, die Schüler auf Fahrrädern. Eine Gruppe von Schülern
fuhr mit einem Lehrer noch weiter in Richtung Lindau, in
Salem blieben zunächst 15 Schüler zurück. Auch Schüler und
Lehrer aus Rufach trafen in Salem ein.

Zipfel hatte bei der Evakuierung eine Aktentasche mit der
Bargeldkasse seiner Zahlstelle dabei, die er unterwegs seiner
Frau übergab, die im Pkw des Anstaltsleiters mitgefahren war.
Diese Tasche mit 16 000 RM übergab sie unterwegs an Bockhacker
, der sie seiner Frau überließ. Bockhacker verließ Salem
am 23. April mit unbekanntem Ziel, d.h., er versuchte sich
abzusetzen. Seine Frau, die in Salem geblieben war, weigerte
sich, das Bargeld an Zipfel zurückzugeben. Bockhacker hatte
inzwischen den Rufacher Studienrat Dr. Senger als seinen
Vertreter in der Anstaltsleitung bestimmt, der auch das
Dienstgeld jetzt verwalten sollte. Über den chaotischen
Umzug von Achern nach Salem und die Auseinandersetzung
um die Geldtasche hat die Ehefrau Magdalena Zipfel Mitte
Mai in Salem ebenfalls ein Protokoll angefertigt. Und am
13. Juni, also noch von Salem aus, schickte Zipfel einen Bericht
über die Verlegung der Napola an das Badische Kultusministerium
, das vor Kriegsende von Straßburg nach Meersburg
umgezogen war, zu diesem Zeitpunkt aber sicher nicht
mehr funktionsfähig war.

Die Odyssee der Napola Achern fand am 20. Juni 1945 ein
friedliches Ende. Alle 30 Schüler, die Mitte April von Achern


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0495