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Manfred Merker
Kinzigtalstraße folgenreich mit dem Imperium vernetzte. So
hatten sich im Südwesten Deutschlands im Zeitraum von nur
einer Generation Herrschaftsstrukturen gebildet, die über
200 Jahre im Zeichen der Pax Augusta eine friedliche zivilisatorische
Integration in das römische Weltreich garantierten.
Diese Romanisierung wurde seit Anfang des zweiten Jahrhunderts
geschützt durch den gut verteidigten, über 500 km
langen obergermanisch-rätischen Limes vom Niederrhein zur
Donau. Anfangs nur als Grenzweg durch einen Palisadenzaun
gesichert, wurde er allmählich ausgebaut mit Wällen, Mauern,
Wachtürmen und Kastellen.
In diesem militärisch abgesicherten und verwaltungsmäßig
neu geordneten Gebiet zwischen Rhein, Donau und Limes
beschleunigte sich im zweiten Jahrhundert der schon vorher
eingeleitete Prozess der Romanisierung. Es gab hier keine Vertreibung
der ansässigen Bevölkerung, sondern lediglich eine
leichte Überlagerung durch Veteranen der Legionen und Auxi-
liar(= Hilfs)truppen. Später kamen Neusiedler aus Ostgallien,
Spanien und Oberitalien hinzu. Diese römerzeitliche Bevölkerung
aus Kelten, Germanen und zugewanderten Siedlern am
Oberrhein war in Teilen ein Abbild der bunt gemischten Bevölkerung
der Stadt Rom. Ein anschauliches Beispiel hierfür
bietet der erste nachweisbare römerzeitliche Zeitgenosse des
ersten Jahrhunderts. Er präsentiert sich auf einem Grabstein,
der als eindrucksvolles Zeugnis der Römerzeit 1778 in der Kinzig
gefunden wurde, als Zenturio (Hauptmann) Valerius Albi-
nus. Geboren in Sevilla, kommandiert er die erste Kohorte römischer
Soldaten aus Thrakien, dem heutigen Bulgarien, die
Eine „villa
(römischer <
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