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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 33
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0034
Mit Merkur unterwegs - auf Römerstraßen in der Ortenau

chen. Sie brachten Befunde zum Vorschein, nach denen man in
der Vergangenheit jahrzehntelang vergeblich gesucht hatte. In
Verbindung mit den bisherigen Funden entstand so ein vorläufiges
Gesamtbild der römischer Besiedlung der Ortenaumetro-
pole in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, das hier
kurz skizziert werden soll. Alle Befunde sind in Grabungsberichten
und anderen Veröffentlichungen ausreichend dokumentiert
. Einen Teil der wichtigsten Funde zeigt die archäologische
Abteilung des städtischen Museums im Ritterhaus im Original
oder als Kopie. Die Chronik aller Funde der letzten Jahrhunderte
, von denen hier nur die markantesten vorgestellt
werden sollen, hat von Jahr zu Jahr mehr erwiesen, welche Bedeutung
Offenburg als Verkehrsknotenpunkt und Handelsplatz
auch schon in römischer Zeit vor fast 2000 Jahren gehabt hat.

Im Jahre 1778 wurde von Fischern aus dem Kiesbett der
Kinzig ein mannshoher römischer Grabstein geborgen. Dieser
1,72 hohe und 68 cm breite Sandstein zeigt im Flachrelief in
den oberen zwei Dritteln in einem dreifachen Rahmen einen
stehenden römischen Soldaten. Die fünfzehige Inschrift im
unteren Drittel stellt in ihrem viereckigen Rahmen den Abgebildeten
als einen Zenturio (Hauptmann) namens Lucius Valerius
Albinus vor, geboren in Hispalis (Sevilla). Er befehligte die
erste Kohorte der Thraker aus dem südlichen Balkan, starb hier
nach 23 Dienstjahren und wurde auch hier begraben. Mit seinen
beiden weit abstehenden Ohren steht Valerius Albinus auf
einer schräg nach vorn abfallenden Basis, als wollte er schwungvoll
aus dem Relief heraustreten. Im abgewinkelten rechten
Arm hält der in lebendiger Bewegung dargestellte Offizier ein
Schwert mit Knauf, in der Linken einen Korporalstock. Die
unbedeckten Körperteile, besonders der Kopf und die Beine mit
den Schuhen, sowie der kurze Mantel über der Tunika sind
durch den fließenden Kies des bisweilen sehr reißenden Flusses
leicht abgewaschen. Wahrscheinlich stand dieser Grabstein aus
der Kinzig weiter oberhalb seines Fundorts. Dieser Abrollung
ist auch der schwach in der Gürtelmitte erkennbare verzierte
Anhänger ebenso zum Opfer gefallen, wie die ursprüngliche
Bemalung des gesamten Grabsteins. Dieser erste Fund aus der
Römerzeit in Offenburg ist ein Zeugnis für die frühe Präsenz
der Römer in der Ortenau des ersten nachchristlichen Jahrhunderts
, ein Beispiel auch für die multikulturelle Zusammensetzung
der römerzeitlichen Bevölkerung der Ortenau. Das Original
steht heute im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe,
Kopien sind im Museum und im nahen Grimmelshausen-
Gymnasium zu sehen. Valerius Albinus ist mit seinen fast
2000 Jahren der älteste nachgewiesene Offenburger!

Abb. 18: Grabstein
des Zenturio Valerius

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