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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 62
(PDF, 85 MB)
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Hans Harter

1874 wurden die Schiltacher zum Forstamt Mühlbach versetzt
(Dok. 6). Hier war die Firma Baiersdorf & Biach (Wien/
Budapest) tätig, die im Mühlbacher Tal und Gebirge (Muntii
Sureanu) „die industrielle Forst- und Holzwirtschaft begründete
". Dafür wurden, so ein späterer Bericht, gleichfalls „ausländische
Facharbeiter" herangezogen: für die Regulierung des
Flussbetts Italiener, für den Bau der Riesen und Stauschwellen
„Badenser".57 Unter ihnen galt der Mühlbach als „viel schlechter
" (Dok. 6): Von den Hängen fielen Felsblöcke in den Fluss,
die für die Flößer gefährlich waren.58 Der Schriftsteller Albert
Amlacher beschreibt den „Riesenhals", „ein von den Flößern
einst sehr gefürchtetes Gebiet" (Dok. 9). Von dort kamen auch
Todesnachrichten: 1873 für Karl Schmidt (Schapbach)59, 1875
für Jakob Ludwig Wolber (Schiltach). Für ihn teilte das Forstamt
Mühlbach mit, dass er „gelegenheitlich einer Floßfahrt
am 2. Oktober 1875 verunglückt und in Folge dessen gestorben
ist".60

Motive und Probleme

Für die Familien war die Beschäftigung der Männer für mehrere
Jahre und in weiter Ferne (Dok. 5) sicher problematisch.
Für alle Fälle hinterlegten sie notarielle Vollmachten (Dok. 6).
Doch sorgten sie mit guten Verdiensten für das Auskommen
ihrer Familien. Dies sprach sich herum, etwa, dass die Söhne
des Bäckers Koch in Schiltach bis Juli 1871 schon je „100 Gulden
geschickt" hatten. Ihr Tagesverdienst war ein badischer
Gulden 45 Kreuzer bzw. 1,85 österreichische Gulden, etwa
16 €61. Auch für einen Schiffer wie Christoph Trautwein war
dies ein „guter Lohn", da, „wenn die Leute sparsam sind, sie in
drei Jahren ein schönes Stück Geld zur Seite bringen können"
(Dok. 3). Dies dürfte das Hauptmotiv der dorthin gezogenen
Männer gewesen sein, nicht eine schlechte Konjunktur im Gefolge
des deutsch-französischen Kriegs.62 Er unterbrach zwar
die Geschäfte, als aber im September 1870 Straßburg erobert
war, „kam wieder Leben ins Holzgeschäft".63 Doch gab es auch
Fälle wie der von Valerian Brüstle (1828-1904), Bergmann in
Schapbach: Da der Bergbau zum Erliegen kam, ging er nach
Siebenbürgen, um „in den Wäldern Bäume zu fällen und [...]
zu verflößen, während zu Hause die Mutter mit den Kindern
das kleine Gütle umtrieb".64

So hielt auch Anton Mäntele fest: „Geld wird verdient, das
ist gewiß". Andererseits warnte er die vielen, die „Lust haben,
zu uns zu kommen": „Wenn einer eine sehr schwächliche
Natur hat, so ist es besser, er bleibe zu Haus". Damit meinte er


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