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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 77
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0078
Die Floßbarmachung der Ybbs in Niederösterreich

wir uns unter die Hütte und deckten uns mit Teppichen zu. An
einem solchen Abend war es nun, als unser Oberwolfacher der
Krankheit zum Opfer fiel. Gegen Abend klagte er etwas über Unwohlsein
, er lag neben mir in der Hütte. Nach zwei Stunden etwa
mußte er unter den größten Schmerzen sterben, ohne daß wir ihm
helfen konnten.

Der Schrecken war groß, als auch unter uns die Pest ausbrach.
Wir beschlossen daher in unsere Heimat zu reisen. Nachdem wir
das Floß abgeliefert hatten, machten wir Bericht an das Forstamt,
daß wir nach Deutschland abreisen möchten, anstatt hier in der
Fremde zu sterben. Die Herren waren aber damit nicht einverstanden
und versprachen uns, Rum zu schicken. Das war aber ein dicker
Schnaps. Das Forstamt gab uns den Rat, in den Waldungen zu
bleiben und das Holz zu richten, dann würde die Krankheit uns
nichts machen. Wir folgten den Weisungen, tranken tüchtig Rum,
und die Pest verschonte uns, nur waren wir oft ein wenig benebelt
von dem starken Getränk. Bald verschwand auch wieder die Krankheit
unter den Einwohnern und wir konnten wieder unserer Flößerei
nachgehen.

In dem Forstamt, wo ich war, waren zwei Flüsse für Grundbachflöße
, der eine Altbach und der andere Walemaria geheißen129. Bei
Bisztra sind sie zusammengelaufen, wie bei uns in Schenkenzell die
Kinzig und die Reinerzau. In Bisztra hatten wir einen großen Weiher
, etwa 3 mal so groß als unser früherer Schenkenzeller Weiher.
Hier wurden dann drei Flöße zu einem Langfloß mit 3 Sperren vereinigt
und auf dem Aranyosfluß (so hieß der Fluß, in den viele Ge-
birgsbäche einmündeten) bis nach Torda130 geflößt und von hier
weiter bis zu seiner Einmündung in die Maros. Oft haben wir bis
Torda 8 Tage mit dem Floß gebraucht; hier war eine große Sägemühle
gebaut worden [...]

Hier konnten wir flößen bis etwa Martini. Dann sind wir mit den
Walachen in den Wald gezogen und haben Holz gefällt bis zum
Frühjahr. Im Sommer sind wir an den Sonntagen und anderen freien
Tagen auf die Hochalpen gewandert, wo das Vieh auf der Weide war;
aber nie gingen wir hinauf ohne Schießwaffen, um uns unterwegs
verteidigen zu können. Sämtliches Vieh, das die Einwohner hatten,
war zwei Monate, im Juli und August, auf dem Gebirge. Droben ist
es sehr früh wieder kalt geworden; es war aber auch sehr schön auf
den Alpen [...] Die Hirten machten Käse aus der Milch; wir konnten
Milch trinken soviel wir haben wollten. Die drei Jahre waren bald
herum in Siebenbürgen, und es war gut so, denn bei dieser Nation
Leute haben wir nicht bleiben wollen. Frohgemut traten wir die
Heimreise an und kamen auch glücklich wieder heim. Doch freue ich
mich heute noch, daß ich im Auslande war und Land und Leute mit
ihren Sitten kennen gelernt habe [...]."

Abb. 23:

Rumänischer Hirte,
in: Österreichischungarische
Monarchie
6 (wie Anm. 101),
S. 323


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