Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 90
(PDF, 85 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0091
PQ Hans-Jochen Schuck

Beide Linien liefen auf den Kniebis zu zum Schutz der wichtigen
, historischen Straße von Straßburg durch das Renchtal ins
Schwäbische. Auf dem höchsten Punkt, in der Nähe von
Zuflucht und Roßbühl, sind auf der Karte 1:25 000 drei große
Schanzen eingetragen: Schwedenschanze und Schwabenschanze
noch mit Blockhaus (auch Röschenschanze genannt
nach ihrem Erbauer Major Rösch). Südöstlich davon die bekannteste
, die Alexanderschanze, benannt nach dem Württembergischen
Herzog Alexander, der sie 1734/35 bauen bzw. verstärken
ließ. Genau auf dieser Linie verliefen auch die Bunker
des 2. Weltkriegs. Die Schanzen bei Hausach, mindestens vier,
spielten eine wichtige, strategische Rolle; sie wurden sogar noch
1815 erneuert. Die Verschanzungen hingen mit Burg Husen
und der Einmündung des Gutachtals ins Kinzigtal zusammen.
Die häufig gebrauchte und in Karten zu findende Benennung
„Schwedenschanze" wurde nach dem 30-jährigen Krieg allgemein
für alle Schanzen verwendet, auch für viel später errichtete
, als die Schweden längst das Land verlassen hatten.

Als großer Förderer eines systematischen Schanzenbaus gilt
der kaiserliche Feldherr Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-
Baden, genannt der „Türkenlouis" (1655-1703). Die Schwäche
der meisten Schanzen war ihre Isolation im Gelände. Eine lückenlose
, durchgehende Linie - wie vom Türkenlouis angestrebt
- war viel zu aufwendig und konnte es durch das Gebirge
über eine Länge bis zu 200 km nicht geben. Errichtet wurden
die Schanzen einst als Wallanlage mit Brustwehr (bis zu vier
Meter hoch) und davor liegendem, durchgehendem, tiefem
Graben. Vor diesem ein etwa 100 m breiter Holzverhau mit
dem krakeligen Astgewirr gefällter Bäume nach außen. An kritischen
Stellen dazu ein Erdberg, viereckig oder sternförmig
(Viereckschanze oder Sternschanze), mit Fallen, Palisaden und
Dornengestrüpp verstärkt - bei etwas größeren Dimensionen
„Redoute" genannt. Schanzen bestanden aus Naturmaterial,
das nach gewisser Zeit verrottete und ersetzt werden musste.
Diese ständige Ausbesserung und Erneuerung war Aufgabe der
Bauern. Inwieweit die Schanzen bei uns, im vorderen Kinzigtal
, als sogenannte „Vorwerke" mit den genannten Hauptlinien
flussaufwärts in Verbindung standen, bleibt Spekulation, wie
auch die Frage, ob die Prechtaler Schanzen auf 800 m Höhe und
die Strohbacher Schanze in einer Linie gedacht werden müssen
. In diesem Zusammenhang ist aber eines klar: Die Schanzen
auf dem 615 m hohen Spitztannenberg bei Gengenbach
haben mit den Verteidigungslinien des Türkenlouis nichts zu
tun, sie stammen aus viel früherer Zeit und warten noch auf
genauere Erforschung.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0091