Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 99
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Wallfahrtswege QQ

chen, die ja für die Ortsgemeinden selber viel zu groß gewesen
wären, und die Gasthäuser. (Schon eines der ältesten deutschen
, aus dem 16. Jahrhundert überlieferten Sprichwörter
sagt: „Wo vnser Herr Got ein Kyrchen hyn bawet, da Bawet der
Teuffei auch ein wirtßhaus darneben/'26) Moosbronn hatte
noch um 1800, als die Wallfahrt schon ein halbes Jahrhundert
lang bestand, zwar nur 17 Einwohner in acht Häusern, aber
eben die große Kirche und zwei Gastwirtschaften, den
„Hirsch" und den „Strauß", gleich gegenüber27; und nach dem
nahen Mittelberg, wo die berüchtigten, immer durstigen Glasmacher
wohnten und wo es vier nicht zugelassene Wirtschaften
gab - nach Mittelberg also „kamen an den Wallfahrtstagen
und an Kirchweih junge Leute aus Moosbronn, welche sich
mit Spielen, Tanzen und Kegeln belustigten"28. Die Moosbron-
ner hatten, wie ein zeitgenössisches Lexikon betont, „durch
die hiesige Wallfahrtskirche zur schmerzhaften Maria, die
selbst von Ausländern stark besucht wird, einen ansehnlichen
Verdienst"29. (Unter diesen „Ausländern" werden wohl Württemberger
zu verstehen sein; die badisch-württembergische
Grenze verlief damals und noch lange mitten durch Moosbronn
.) In Bickesheim fanden drei Märkte statt, nämlich zunächst
an Mariä Verkündigung, Mariä Himmelfahrt und
Mariä Geburt, und immer gleich im Anschluss an den Wallfahrtsgottesdienst
; aber Augusta Sibylla glaubte, dass es dort
nicht so zuging, „wie man's vor Gott verantworten kann"30,
und deshalb verlegte ihr Sohn August Georg die Märkte auf die
Dienstage nach den Festen. Sie zogen dann wieder Kaufleute
und Käufer an.

Es versteht sich daher ganz von selbst, dass die Wallfahrtsorte
auch miteinander wetteiferten, indem sie sich ihrer jeweiligen
Wirksamkeit rühmten. So gaben die Jesuiten von Ettlingen
im Jahre 1747 ein Büchlein heraus, das, im Hinblick auf
Moosbronn, auf rund 80 Seiten die in Bickesheim geschehenen
Wundertaten aufzählte.31 Die, deren Bitten erhört worden
waren, brachten ihren Dank mit einer Votivtafel oder -gäbe
zum Ausdruck, die dann in der Kirche hing. Dort mochten
dann auch die nicht mehr benötigten Krücken hängen - oder,
wie in Zell, die Ketten, von denen ein frommer, in türkische
Gefangenschaft geratener Schmiedegeselle auf wunderbare
Weise befreit worden war. Gelegentlich konnten besondere
Ablässe gewonnen werden. Die Triberger erwarben, um den
Ruhm ihrer Wallfahrt zu steigern, 1751 die Reliquien der hl.
Serena, und die Schwarzacher Benediktiner schon 1653 die der
hl. Rufina, um eine solche Wallfahrt erst zu begründen, was
ihnen dann aber doch nicht recht gelang.


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