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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 232
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Ewald Hall

wieder den oben bei Daxlanden erklärten Sprossvokal i beobachten
, wobei beim Ortsnamen Straßburg sogar das auslautende
-g verschwunden ist.

Zurück in Kehl geht es über Marlen nach Altenheim und
damit in die alten Rheinorte des Rieds, wozu neben Altenheim
auch Dundenheim, Ichenheim, Müllen und Schutterzell zählen.
Hört man im einst vorderösterreichischen Marlen noch kurzes Is
für „Eis"30, so wird im nassauischen Altenheim langes Iis wie am
ganzen südlichen Oberrhein gesprochen. In den Mitte des
19. Jahrhunderts durch den Tabakanbau reich gewordenen
Riedgemeinden kam sicherlich am Sonntag auch der gute Or-
tenauer Wein, der Wiin, auf den Tisch.31 Dass die Orte nicht weit
vom Elsass entfernt sind, zeigt sich auch an der Benennung des
Gemeindeoberhaupts, des Määr, ein altes Lehnwort aus dem
französischen Maire „Bürgermeister".

Weiter führt uns nun der Weg über Meißenheim, Nonnenweier
und Wittenweier nach Kappel am Rhein. In Meißenheim
ist ein Besuch des Grabes von Friedrike Brion32 auf dem
dortigen Friedhof Pflicht, sind wir doch der jugendlichen Geliebten
Goethes schon in Sessenheim begegnet und können ihr
hier nun einen letzten Gruß erweisen. Ohne es zu merken,
haben wir zwischen Wittenweier und Kappel wieder eine
Mundartgrenze ersten Grades überquert. Hier gehen nun die
variantenreichen „Magen"-Formen endgültig in die allgemein
verständliche Form Maage über. Der Daa „Tag" wird wieder zum
Daag, der Wei „Weg" wieder zum Waag und das Au „Auge" oder
Oi wieder zum Aug oder Ou. Der fatale Einfluss des -g ist nun
endgültig aus und vorbei.33

Wir verlassen nun das Ried-Gebiet34 und sehen in der Ferne
die Konturen des nördlichen Kaiserstuhls. Zwischen Kappel
und Rheinhausen, das 1972 aus den beiden ehemals vorderösterreichischen
, dann badischen Dörfern Ober- und Niederhausen35
gebildet wurde, kehren wir mit der Aussprache goo
und stoo für „gehen" und „stehen" statt gee und stee in Kappel36
den fränkischen Südausläufern den Rücken. Wiederum
reicht der lange fränkische Arm jedoch auf der elsässischen
Seite weiter nach Süden und beeinflusst auch noch den westlichen
Kaiserstuhl, wo man von Breisach über Achkarren und
Oberrotweil noch die «gee-Lautung hört, während der übrige
Kaiserstuhl die ^oo-Lautung beibehalten hat. Hubert Klausmann
, wissenschaftlicher Leiter der Tübinger Arbeitsstelle
„Sprache in Südwestdeutschland/Arno-Ruoff-Archiv" am Lud-
wig-Uhland-Institut der Universität Tübingen, hat in seiner
Dissertation (1985) die Breisgauer Mundarten in lautlicher
und wortgeographischer Hinsicht umfassend untersucht und


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