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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 250
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0251
250 Uwe Schellinger

Dokumentiert dieser besonders ausgewiesene Ort tatsächlich
früheres jüdisches Leben und wodurch lässt sich dies belegen
? Oder stand die Idee beziehungsweise das lebhafte „Bild"
eines solchen Weges im Vordergrund, als das „Judewegle" neu
angelegt wurde?

Jahrhundertelang nutzten die jüdischen Händler - vor
allem Vieh-, Textil- und Haushaltswarenhändler - bestimmte
Verbindungswege, um zu ihrer Kundschaft in näheren oder
weiter entlegenen Ortschaften oder in die größeren Städte zu
gelangen. Diese Verbindungswege boten den jüdischen Händlern
einen zumindest teilweise besseren Schutz auf ihren zumeist
tagelangen Reisen, nicht selten waren sie im Verbund
dort unterwegs. Auf diesen Wegen lagen meist auch ausgewählte
Einkehr- oder Übernachtungsmöglichkeiten, die Juden
auf ihren Geschäftsreisen auf dem Weg zu den einschlägigen
Märkten und Messen immer wieder aufsuchten. Ebenso wie
bei den für sie relevanten unterschiedlichen christlichen und
jüdischen Kalender- und Zeitangaben2, mussten sich die
Juden auch in der Topographie ihres oft großen geschäftlichen
Einzugsbereichs zurechtfinden und wählten dafür
bestimmte Wegverläufe. Dabei wurden gerade im 17. und
18. Jahrhundert bestimmte Wege auch genommen, um den
vielen Wegezoll-Forderungen, denen Juden unterworfen wurden
, zu entgehen.

Zur Existenz, Lage und Bedeutung dieser unterschiedlichen
und kulturgeschichtlich relevanten „Judenwege" oder auch
„Judenpfade" wurde schon ausführlich geforscht.3 Darüber hinaus
hat das Thema mittlerweile auch in die Literatur Eingang
gefunden: Bekannt geworden ist vor allem der Roman „Der
Judenweg" der aus Fürth stammenden jüdischen Schriftstellerin
Ruth Weiss (geb. 1934).4

Die Ortenau ist als Region mit besonders vielen größeren
landjüdischen Gemeinden bekannt, die zumeist seit etwa
Mitte des 17. Jahrhunderts bis zu den nationalsozialistischen
Oktoberdeportationen 1940 bestanden.5 Über „Judenwege" in
der Ortenau und ihre genauen Verläufe in der Landschaft ist
allerdings bislang kaum etwas bekannt geworden.6 Dies verwundert
, da es die besonders von Juden benutzten Verbindungswege
mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in dieser Region
gegeben haben dürfte. Forschungen zu den „Judenwegen"
in der Ortenau sind deshalb zweifelsohne ein Desiderat, das
sich im Übrigen auf ganz Mittel- und Südbaden ausweiten
ließe.7

Einen singulären Hinweis für einen solchen Weg, der vom
„Judendorf" Diersburg hinüber ins Kinzigtal gegangen sei, lie-


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