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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 283
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Roller aus Stadelhofen

283

Hinter der Alternative Motorrad oder
Roller verbarg sich auch eine jeweils eigene
Soziokultur:

„Rollerfahrer fuhren grundsätzlich in
Straßenkleidung, Motorradfahrer im
martialischen Lederdress (...) Kaum
waren sie (die Rollerfahrer) vom Roller
gestiegen, sahen sie wie zivilisierte Menschen
' aus, ganz im Unterschied zu den
verwegen bekleideten Motorradfahrern.
Diese fuhren prinzipiell auch schneller,
waren wilder und wurden von den meisten Groß- und Schwiegermüttern
(in spe) gemieden."17

Der Einstieg in den Fahrzeugbau

Den Rollerboom wollte sich auch das Progresswerk in Stadelhofen
zunutze machen, das allerdings keine Erfahrung im
Fahrzeugbau hatte. Die Firma war 1919 von sieben Stuttgarter
Kaufleuten als Aktiengesellschaft gegründet worden und begann
ihre Fabrikation in einer alten Mühle in Stadelhofen.18
Als Zweck des Unternehmens wurden Fertigung, Anfertigung
und Vertrieb von Metallwaren aller Art angegeben. Zeit und
Ort der Unternehmensgründung waren eher ungünstig. Der 1.
Weltkrieg war gerade vorüber, es herrschte politische und wirtschaftliche
Unsicherheit. Baden war wieder Grenzland geworden
, das Hanauerland mit Kehl war als Brückenkopf französisch
besetzt. Stadelhofen besaß keinen eigenen Güterbahnhof,
Rohstoffe und Kohle mussten mit dem Pferdewagen von der
Güterstation Zusenhofen geholt und die Produktion dorthin
zum Versand gebracht werden.

Das Werk fand im Bereich der Herstellung von Fahrradpumpen
, dann vermehrt im Bereich von Zieh-, Stanz- und Pressteilen
seine Kunden. Obwohl PWO während des Krieges für die
Rüstung produzierte, blieb es von Luftangriffen verschont.
Nach der französischen Besetzung konnte am 6. Juli 1945 die
Produktion wieder aufgenommen werden. Gegenstände für
den Alltagsbedarf, wie Kochtöpfe und Bratpfannen, sowie für
die Landwirtschaft, wie Rechenzähne, Hufnägel und Striegel,
wurden hergestellt. Auch die Herstellung von Luftpumpen
wurde bald wieder ein wichtiger Geschäftszweig. Die Ersatzteillieferungen
für französische Armee-Fahrzeuge waren der
Grund dafür, dass sich die Demontagen in Grenzen hielten.
Mit der Herstellung von Feldkochherden - zunächst für die

Abb. 2: Sonntagsausflug
mit dem
„Strolch"-Roller
(Archiv des Verfassers)


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