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286 Heinz G'Huber
Der weite Radstand von 1200 mm, den die Progress-Konst-
rukteure von Gassmann übernommen hatten, machte sich in
Verbindung mit einer guten Schwerpunktlage des Rollers vor
allem auf schwierigen Straßen vorteilhaft bemerkbar und sicherte
dem Fahrzeug eine große Wendigkeit und eine vorzügliche
Straßenlage.27 Die elektrische Lichtanlage mit einem
schwenkbaren 35 W Scheinwerfer von der Firma Bosch ermöglichte
auch bei Dunkelheit gute Sicht.
Trotz der vollkommen verschlossenen Verkleidung war der
Zugang zu allen Teilen des „Strolch" gesichert. Die Verkleidung
von Hinterrad und Motor ließ sich durch Lösen von zwei
Schnellverschlüssen abnehmen. Den Radwechsel erleichterten
Sachs-Naben mit Steckachse. Große Handlöcher ermöglichten
die einfachen Wechsel der Zündkerze.28 Der Progress-Strolch
kostete 1953 bei seiner Markteinführung 1750 DM und war
damit so teuer wie das Heinkel-Modell.29 Als Einsteigermodell
war der Strolchroller weniger gefragt, eher als Umstiegsmodell
vom kleinen auf den komfortablen Roller.
Um auch Familienausflüge und den Gepäcktransport in den
Urlaub zu ermöglichen, bot das PWO auch eine 200ccm-Ver-
sion mit Seitenwagen an. Das Gespann fand in der Fachpresse
gute Resonanz30, stieß jedoch beim Käufer auf wenig Nachfrage
(Abb. 6).
Die übermächtige Konkurrenz des Autos
Das Rollerjahr 1954 bescherte PWO im Rollergeschäft stolze
Produktionszahlen und einen Rekordumsatz von 4,5 Mio.
DM.31 In der Plakat-, Prospekt- und Anzeigenwerbung war als
Rollerfahrerin meist eine Frau zu sehen: Zwar kann nicht ausgeschlossen
werden, dass die Fahrerin als Blickfang für das
Produkt fungierte; hauptsächlich ging es wohl darum, auch die
Frauen als Kundinnen zu gewinnen. Skizzenhaft sind im Hintergrund
Symbole für Urlaub und Urlaubslandschaften zu er-
Abb. 6: „Strolch"
mit Beiwagen (Archiv
des Verfassers)
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