Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 352
(PDF, 85 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0353
Suso Gärtner

der er sich in den Besitz der um ihr Leben bangenden Menschen
setzen wolle."3

Der Hexenrichter Matern Eschbach, badischer Hofrat, später
Kriegskommissar, genoss das besondere Vertrauen der Jesuiten
. Kurz vor seinem Tod vermachte er den Jesuiten seinen
vor dem Ooser Tor gelegenen Garten und sein zweistöckiges
Haus.

Inwieweit bei den Bühler Prozessen religiöse oder materielle
Motive bei den Verhaftungen eine Rolle spielten, muss noch im
Einzelnen weiter erforscht werden. Ein Fall könnte der Prozess
gegen Magdalena Kentner, Frau des Bühler Wirts Georg Kent-
ner, sein.

Die Wirtschaft zur Kanne lag in Bühl an zentraler Stelle bei
der Kirche gegenüber dem heutigen Rathaus an der Ecke
Hauptstraße/Kirchgasse (= die spätere Eisenbahnstraße). Ein
Georg Kentner wird 1616 als Bierwirt genannt.4 1715 wird die
Herberge zur Kante (= Kanne)5 verkauft. 1766 wird die Schildgerechtigkeit
zur Kanden nochmals erwähnt. Das Gebäude war
später das Geburtshaus des Volksschriftstellers und Kalendermanns
Alban Stolz.

Nach der Schlacht von Wimpfen (6. Mai 1622) zogen die
Truppen des Feldherrn Tilly mit ihren Hilfsvölkern im Juli
nach Bühl und „hausten hier besonders schlimm, 80 Männer,
8 Frauen und 10 Kinder wurden im Flecken ermordet. [...] Bühl
erlitt einen Gesamtschaden von 175180 Gulden, der vor allem
davon herrührte, daß fast alle Häuser abbrannten/'6 In der detaillierten
von Franz Ruf veröffentlichten Schadensbilanz wird
auf S. 32 Georg „Fentners Haus, Scheuer und Ställe [im Wert
von] 600 Gulden" genannt. Vermutlich handelt es sich dabei
um eine Verlesung oder Verschreibung für Georg Kentner, den
Kantenwirt oder seinen Sohn.7

In den Malefizprotokollen von 1628 und 1629 wird die
obige Katastrophe immer wieder als Tummel oder Tumult erwähnt
. Allerdings wird die Kantenwirtschaft in der Schadensbilanz
nicht bei den geschädigten Gasthäusern und Herbergen
genannt. Der Name fehlt auch bei den Gläubigern, die Georg
Friedrich von Baden-Durlach 1617 Darlehen gaben.

Magdalena, die Frau des Georg Kentner (Kändtner), des Kantenwirts
, nennt beim Verhör als Komplizen u. a. die Namen der
Adler-, Rösslein-, Ochsenwirtinnen sowie den Schwanenwirt
Georg Peter.8 Als sie wegen der Beichte befragt wird, sagt sie,
niemals habe sie dieses abscheuliche Laster gebeichtet und wie
andere auch das heil. Abendmahl, seit dass sie in katholischer
Weise Zugang habe, in des Teufels Namen empfangen, auch
etliche Male auf den Boden fallen lassen und mit Füßen getre-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0353