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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 406
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Karl Hansert

gen Vikar in den Jahren 1928 und 1929 eine zweifellos ungewöhnliche
politische Aktivität.

Während dieser Jahre war seine politische Heimat aber
nicht das katholisch-konservative „Zentrum", wie es für einen
jungen Kaplan in den Zeiten der Weimarer Republik zu erwarten
gewesen wäre, im Gegenteil: Der Kaplan Anton Schmid war
Mitglied im „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold", in einer Vereinigung
von Kriegsveteranen und Republikanern mit ausgeprägt
sozialdemokratischen Zügen, „zum Schutze der Weimarer
Republik", wie er später schreibt. Für seinen Oberhirten in
Freiburg dürfte er mit dieser politischen Ausrichtung buchstäblich
so etwas wie ein „rotes Tuch" gewesen sein, und diese für
seine kirchlichen Vorgesetzten zweifellos provokante Einstellung
könnte nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass
er später, als er mit den Nazis in Bedrängnis kam, von seinen
Vorgesetzten nicht die Hilfe bekam, die er so dringend benötigt
hätte.

Nach vier Jahren als Kaplan wurde nun dem jungen Pfarrer
Schmid im Frühjahr 1933 die Pfarrei „St. Jakobus" Schutterwald
übertragen - „ein beglückendes Angebot", wie er seinem
Bischof schrieb. Sein Vorgänger war nach Streitereien um ein
von ihm veranlasstes und maßlos überzogenes kirchliches
Bauvorhaben im Dorf abberufen worden, es herrschte eine
äußerst ungute, sogar feindselige Stimmung unter den Leuten.
So trat der neue Pfarrer Schmid ein recht schwieriges Erbe an
in einer Gemeinde, die mit 3300 Einwohnern1 die größte und
mit zwölf „Evangelischen" eine fast ausschließlich katholische
Dorfgemeinde im damaligen Landkreis Offenburg war. In kurzer
Zeit gelang es aber dem neuen Pfarrer, dank seiner Durchsetzungsfähigkeit
und seiner verbindlichen Art, die durch die
Baumaßnahmen zerrütteten finanziellen Verhältnisse zu ordnen
und den Frieden in der Pfarrgemeinde wiederherzustellen,
nicht zuletzt auch dank seines großen Einsatzes in der Seelsorge
und seiner überzeugenden persönlichen Lebensführung
und Frömmigkeit. So gewann er einen starken Rückhalt in
seiner Gemeinde, die ihm in persönlicher Bedrohung schon
im Jahr 1933, ganz besonders aber während der bedrohlichen
Entwicklung im Frühjahr 1943, eine große Bestärkung war
und die dann auch mit bewundernswerter Zivilcourage für
ihn eintrat.

Er hat seinen Dienst in der Gemeinde über 27 Jahre hin
immer als die große ihm von Gott übertragene Aufgabe und
Verpflichtung verstanden. Als in den Kriegsjahren fast wöchentlich
Nachrichten vom Tod eines Soldaten - eines Sohnes,
eines Bruders, eines Ehemanns, eines Vaters - in die Familien


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