Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 415
(PDF, 85 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0416
Ein Dorfpfarrer widersteht den Nazis ^

tes bekannt, er werde aber, wie bisher, „täglich eine heilige
Messe lesen, zu der aber niemand Zutritt haben kann". Er
schrieb sofort an das Ordinariat von seiner „tiefen Erschütterung
". Eine Antwort ist auch hier nicht belegt.

Heutzutage, nur zwei Generationen später, mag es keiner
besonderen Erwähnung wert sein, wenn eine Kirche, und sei es
bezirksamtlich, zugeschlossen wird, und nur wenige Leute
würden sich auch noch wie damals darüber empören, wie
noch zu berichten ist. So ist es wohl zu verstehen, dass ein im
Herbst des Jahres 1937 die Menschen im Dorf zutiefst verstörendes
Geschehen heute aus der Erinnerung fast vollständig
verschwunden ist. Erst auf Nachfragen erinnerten sich einige
hochbetagte Leute.

Natürlich protestierte der Pfarrer erneut „aufs Schärfste"
gegen die Ketten an den Kirchentüren, mit der Folge, dass er
erneut zum Verhör einbestellt wurde, dieses Mal in die Kreisgeschäftsstelle
der Partei. „Im Vorzimmer holte ich mir einen
Anbrüller", so berichtet er. Dann wurde er weggeschickt, und
dabei blieb es zunächst - eine trügerische Ruhe. Denn zwei
Wochen später, am Samstag, 16. Oktober 1937, geht der Sturm
richtig los, wie der Pfarrer wieder einmal mehr seinem
Ordinariat berichtet: „Um halb acht früh, nach der Messe,
kam ein Gendarmeriewachtmeister namens Leb mit drei
Mann ins Pfarrhaus." Ohnmächtig musste er zusehen, wie die
Polizisten in sein Schreibzimmer eindrangen, und wie der
Wachtmeister seinen Schreibtisch durchsuchte. „Der Wachtmeister
", schreibt der Pfarrer weiter, „beschlagnahmte das
Wochenblättchen ,Die Hoffnung', ebenso das Verkündbuch,
und die Männer packten alles ein. Auf meine Frage nach dem
Rechtstitel dieser Maßnahme wurde ich angebrüllt, ,die Geheime
Staatspolizei wird alles erklären, Sie werden bis Dienstag
dort erscheinen'."

Unverzüglich legte der Pfarrer bei der Geheimen Staatspolizei
in Offenburg schriftlichen Protest ein. Als er am Dienstag
dort, wie befohlen, erschien und erneut protestierte und „Die
Hoffnung" und das Verkündbuch zurück haben wollte, wurde
er von einem „Kerl in Uniform" im Flur angeschrien, er solle
sofort „abhauen".

Die „Geheime Staatspolizei, Außenstelle Offenburg, Baden",
teilte dem Pfarrer drei Wochen später, am 10. November, mit,
dass die Gendarmerie angewiesen ist, das „Verkündbuch" zurückzugeben
. „Der Beschlagnahme des Wochenblättchens ,Die
Hoffnung' wegen müssen Sie sich an die Staatsanwaltschaft
Offenburg wenden." Zweimal, am 15. und 25. November, verlangte
der Pfarrer deshalb die Rückgabe der beschlagnahmten


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0416