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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 423
(PDF, 85 MB)
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Ein Dorfpfarrer widersteht den Nazis ^2 3

vor", so beendete er seinen Bericht an den Bischof, in dem
spürbar ist, wie sehr er unter dieser Beraubung litt, „gegen die
von der Gestapo getroffenen Maßnahmen Einspruch zu erheben
".

Zwei Tage später, am Mittwoch, 15. Februar, wurde es für
den Pfarrer wirklich gefährlich. „Ich wurde wieder einmal
mehr zur Geheimen Staatspolizei nach Offenburg befohlen,
auf 8 Uhr am Morgen", so schreibt er am 22. Februar dem
Ordinariat in Freiburg, die handschriftlich angefertigte Zweitschrift
(die Schreibmaschine hatte man ihm ja weggenommen)
findet sich in den Akten.

„Dort wurde mir eröffnet, dass mit der Konfiszierung der beschlagnahmten
Teile und Maschinen die Sache nicht erledigt sei.
Den ganzen Tag über ging das so, im Pfarrhaus mich zu melden
war mir verboten. Die Nacht musste ich ein weiteres Mal auf der
Leitstelle verbringen. Die Erteilung einer scharfen Rüge und die
Androhung von Konsequenzen in Form von scharfer Haft musste
ich am Morgen unterschreiben. Vor allem wurde auch beanstandet
, dass ich für die schon lange verbotene Zeitschrift ,Das Kom-
mwiionglöcklein' einen verbotenen Ersatz geschaffen habe. Ich
musste weiterhin bleiben, erst gegen Mitternacht wurde ich entlassen
."

Dieses Mal hatte dem Pfarrer kein mutiger Anwalt beigestanden
, auch auf dem Weg durch die Februarnacht zurück ins
Pfarrhaus war er allein.

In den Akten findet sich indessen kein Hinweis, dass der
Pfarrer „gegen die von der Gestapo getroffenen Maßnahmen
Einspruch" erhoben hätte. Man hatte ihm ja alles geraubt,
seine „wertvolle und unersetzliche Kartothek", seine „Schreibmaschine
und den Vervielfältiger", den „Osterweg zum Tisch
des Herrn", auch noch „das Kommunionglöcklein", das auf die
Gestapo einen derart gefährlichen Eindruck gemacht haben
muss, dass es verboten werden musste! Er muss wohl erkannt
haben, dass es jetzt für ihn wirklich gefährlich werden würde,
wenn er sich weiter vorwagen würde. Er kannte ja das Schicksal
seines Amtsbruders Augustin Kast, des Stadtpfarrers von Ettlingen
, und musste befürchten, dass die Gestapo auch mit ihm so
verfahren würde, und das würde KZ-Haft bedeuten. Er hatte
für diesen Fall einige schriftliche Verfügungen getroffen, überschrieben
„Ich bin bereit".

Vom Ordinariat seines Erzbischofs in Freiburg waren auf
seine Briefe, die in Wirklichkeit Hilferufe waren, keine Antworten
gekommen, jedenfalls findet sich kein entsprechender


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