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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 435
(PDF, 85 MB)
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Vergessene Heiligtümer in der Herrschaft Staufenberg 435

hört und so konnte sie in panischer Angst den Hang hinunter
zu einem Gehöft rennen. Die Gefahr war jedoch noch nicht
vorbei. Schon hörte man das Wolfsgeheul wieder über den
Bergrücken kommen. In Sichtnähe des Gehöftes rief man ihr
zu „Spring!" und überglücklich konnte sie in die Stube des
Hofes flüchten. Die Wölfe entfernten sich auf die andere Seite
des Berges zu einem Gehöft im Ödsbach. Dieser Hof wird seither
„Wolfenhof" genannt. Die Edelfrau machte ihr Versprechen
wahr und errichtete an der Stelle, an der sie von den
Wölfen bedroht wurde, eine Kapelle. Der „Zinken" mit dem
Gehöft wird fortan „Spring" genannt, wobei der Ober spring in
Durbach-Gebirg gemeint ist. Auf der westlichen Seite des Hügels
findet sich heute der „Zinken" Kapelleck. Noch heute ist
in vielen Karten die „Wolfskapelle" verzeichnet. Von der Kapelle
sind heute nur noch für den Sachkundigen Mauer- und
Kalkmörtel-Reste des Gebäudes zu finden. Die Wolfskapelle
wurde aufgrund der Verfügung Nr. 20996 des Großherzoglichen
Oberamts Offenburg vom 4. Oktober 1873 abgebrochen.
In der Verfügung heißt es: „daß man vorerst von einer Auflage
zur Vornahme von Herstellungsarbeiten an der sog. Wolfskapelle
auf dem Waldhof unter der Voraussetzung Umgang
nehme, daß der Abbruch derselben bis Martini d.J. erfolgt". Es
ist auch mündlich überliefert, dass die Steine der Kapelle auf
einem Hof im Ödsbach als Pflastersteine im Hof verwendet
wurden. Da sich das Vieh auf diesen Steinen jedoch ständig
verletzte oder gar die Beine brach, wurden diese wieder aus
dem Hof entfernt.

Sagen haben oft zumindest einen Teil von tatsächlichen
Begebenheiten als Inhalt. So findet sich z.B. im „Ortenauer
Boten" um 1840 eine Beschwerde von Durbacher Bürgern und
Steuerpflichtigen, die wegen der „Wolfsplage" um Unterstützung
bitten.

In alten Karten und auch in einem Grundbucheintrag von
1794 ist statt der Bezeichnung „Wolfskapelle" die Bezeichnung
„St.-Wolfgangskapelle" zu finden. Nach Ansicht von Bergbauexperten
deutet diese alte Bezeichnung auf historischen Bergbau
hin. Dies ist durchaus nachzuvollziehen, findet man doch
in unmittelbarer Nähe, d.h. im vorderen Teil des Tales, auch
die Bezeichnung „Stollenhalde", welche ebenfalls auf Bergbau
hinweist. Der heilige Wolfgang (Bischof, um 920 geboren,
t 994, 1052 Heiligsprechung) ist auch als Schutzheiliger der
Berg- und Zimmerleute, der Bildhauer, Schiffer, Köhler, Holzfäller
, sowie der unschuldig Gefangenen genannt. Der Name
„Wolfgang" wird überdies auch mit „Wolf/Gang" = Der zu den
Wölfen (Heiden) geht, beschrieben.

Erinnerungsstein an
die Wolfskapelle


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