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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 468
(PDF, 85 MB)
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468 DieterPetri

Deutscher Landsturmmann
auf einem
Sockel mit der Parole
Fest steht und treu
die Wacht am Rhein".
Der Text war einem
vaterländischen Lied
entnommen.

sondern an den Vogesen und an der westlichen Linie Lothringens
. Bismarck hatte 1870 den Einmarsch der Deutschen in
Frankreich betrieben. In wenigen Monaten waren die französischen
Truppen überrannt worden. Ausgerechnet im Königs-
schloss von Versailles wurde ein deutscher Kaiser ausgerufen.
Zum neuen deutschen Reich gehörten von da an Lothringen
und das Elsass. Dass Frankreich daraufhin zum Erbfeind
wurde, hatte daher Gründe.

Der schnelle Sieg der Deutschen im Siebziger-Krieg weckte
die Erwartung, das Glück werde sich auch diesmal schnell zugunsten
Deutschlands wenden. Der technische Fortschritt bei
der Ausrüstung des Militärs mag diese Hoffnung beflügelt
haben. In erster Linie aber waren es Infanteristen, welche an
die Front geschickt wurden. Sie bestritten einen unseligen Stellungskampf
. Die ausgehobenen Schützengräben wurden vielfach
zum Massengrab. Zum ersten Mal wurde Giftgas eingesetzt
. Alle ethischen Hemmungen, die auch im Krieg gelten
sollten, wurden abgestreift. Sowohl bei der Kavallerie wie bei
der modernen Motorisierung der Streitkräfte konnte der Gegner
Paroli bieten.

Auch der fernere Rückblick in die Geschichte sollte die
Deutschen zuversichtlich machen. War es mit Hilfe Deutschlands
nicht gelungen, den mächtigen Imperator Napoleon zu
stoppen? In der Völkerschlacht bei Leipzig hatte man es allerdings
mit einer französischen Streitmacht zu tun, die im brennenden
Moskau ihr Quartiere verloren hatte und nun abgekämpft
dem heimatlichen Boden zustrebte. So hatten die vereinigten
Völker leichtes Spiel mit dem einst mächtigen Diktator
.

Not lehrt bekanntlich beten. Im Krieg wurden die Deutschen
irgendwie frömmer - so scheint es. Die Religion sollte
nicht nur den Glauben an Gott, sondern auch an den Kaiser
nähren und den nationalen Schulterschluss verstärken. Der
Kaiser wurde mit einem Nimbus versehen, der ihm den Hauch
von Unantastbarkeit verlieh. Er war der Oberbefehlshaber, der
zu den Waffen rief. Ihm hatte Folge zu leisten, wer in dieser
Stunde zum Volk gehören wollte. Die eigene Verantwortung
wurde auf eine Autorität abgeschoben, die es angeblich besser
wissen musste. Solange militärische Erfolge zu verzeichnen
waren, bestand kein Anlass, den Krieg zu hinterfragen. Erst
beim Stillstand und den anhaltenden Verlusten tauchte die
Frage nach dem Sinn des Ganzen auf.

Als das Militär an seine Grenzen kam und ein Zermür-
bungskrieg drohte, signalisierte Ministerpräsident Bethmann-
Hohlweg die Bereitschaft zu Friedensgesprächen. Gleichzeitig


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