Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 477
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0478
Neue Literatur

Schrempp, Johann: Das römische Lager und
der vicus von Offenburg, Ortenaukreis. Magisterarbeit
im Hauptfach Provinzialrömische
Archäologie, vorgelegt im WS 2011/12 an
der Philosophischen Fakultät der Albert-Lud-
wig-Universität Freiburg bei Prof. Heisig. 115
Seiten, ein Katalog mit 35 Tafeln, sieben Seiten
Profile und Plana, ein farbiger Gesamtplan
.

Als ehrenamtlicher Beauftragter des Landesdenkmalamts
Nachfolger des Rezensenten
und jahrelanges Mitglied in dessen Archäologie
-AG ist Schrempp ein profunder Kenner
aller archäologischen Lokalitäten Offenburgs.
So war er auch maßgeblich beteiligt an der
Entdeckung des Offenburger Römerlagers und
des vicus im Marktplatzareal und der Römerstraße
an der westlichen Stadtmauer. Seine
entsprechende Kompetenz findet ihren wissenschaftlichen
Niederschlag in allen Teilen
seiner ausgezeichneten Magisterarbeit.

Sie beginnt mit einer Einführung in die
römische Besitznahme der rechtsrheinischen
Gebiete und die stadtarchäologische Forschungsgeschichte
, wobei auch die Verdienste
Ernst Batzers in den 30er-Jahren, M. Yupan-
quis Werkstattbericht der 31 römischen Fundstätten
der Innenstadt (2000) und Gutmanns
und Jenischs archäologischer Stadtkataster
(2007) angemessen gewürdigt werden. Ausführlich
dargestellt sind dann die Grabungen
des LDA Freiburg beim Bau der Marktplatzgarage
2002/3 und am Burgerhof 2008/9, um
die sich der Autor in besonderer Weise mit
seinem Teamkollegen Mark Rauschkolb verdient
gemacht hat. 2005 war von beiden bereits
in der Kornstraße ein Graben des römischen
Militärlagers geortet worden, von dem
später noch weitere Funde ans Tageslicht
kamen. Der datierbare Fund zweier Münzen
lieferte dabei den Hinweis auf Beginn und
Auflösung des Lagers. Danach wurde es zur
Sicherung der Kinzigstraße um das Jahr 74
und eines durch Holzfunde (1997) vermute-

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ten Kinzighafens angelegt und nach Ausbau
des Limes in trajanischer Zeit wieder aufgegeben
. Nach der detaillierten Beschreibung der
Funde schließt Schrempp eine Vorstellung
aller römischen Altfunde der Offenburger Innenstadt
an. Zusammenfassend vermutet der
Autor, dass das untersuchte Areal ein Kohortenkastell
der auf dem Grabstein des Valerius
Albinus zitierten thrakischen Kohorte gewesen
ist, dem sich später entlang des Marktplatzes
nach Norden ein ziviler vicus mit giebelständigen
Streifenhäusern anschloss, der
sich längs der Süd-Nord-Fernstraße Trajans
über die Pädikaturstraße bis zur Okenstraße
ausdehnte. Von dieser Römerstraße hatten
Rauschkolb und Schrempp 2005 bei einer
Notgrabung in der Wasserstraße ein kleines,
aber gut erhaltenes Stück freilegen und dokumentieren
können, ein zweiter sensationeller
Meilenstein in der Erforschung des römischen
Offenburg.

Dem gut lesbaren Textteil folgen eine ausführliche
Literaturliste und der Katalog aller
gemachten Funde, geordnet nach Materialien,
präzise gezeichnet auf 35 Tafeln im Maßstab
1:2. Konkordanzlisten, Zeichnungen der Profile
und Plana sowie Karten beschließen das
Werk, ergänzt durch eine farbige Beilage der
„römischen Besiedlung in Offenburg" (ein
kleiner Schönheitsfehler ist die fehlende Erklärung
der in der Karte angegebenen Zahlen).

In seinem Schlusswort weist Schrempp in
aller Bescheidenheit auf die Begrenztheit der
bisher erreichten Ergebnisse hin und versteht
seine Arbeit „der weiteren Forschung als Anreiz
zur Klärung der offenen Fragen". Dass er
selbst auf dem neuesten Stand der Forschung
mit seiner exzellenten Magisterarbeit und seinen
beiden epochalen Entdeckungen des Römerlagers
und der Römerstraße dazu einen
bedeutenden wissenschaftlichen Beitrag geleistet
hat, steht außer Frage.

In den „Archäologischen Nachrichten aus
Baden", Heft 84, 2012 hat der Autor eine siebenseitige
Kurzfassung seiner Arbeit geboten.
(Vergleiche auch die entsprechenden Abbildungen
im Beitrag des Rezensenten über die
Ortenauer Römerstraßen in diesem Band.)

Manfred Merker


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