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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 244
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944 Karl-August Lehmann

Die Prädikanten

Die Prädikanten predigten nicht im Kirchenlatein, sondern in
der Volkssprache und trugen somit maßgeblich zur Verbreitung
des reformatorischen Gedankenguts bei. Entsprechend waren
sie der bisherigen Obrigkeit ein Dorn im Auge, weil sie die Autorität
der Kirche, seit jeher ein Machtfaktor zur Beherrschung
und Unterdrückung der Menschen, untergruben und gleichzeitig
die weltliche Herrschaft destabilisierten. Die Prädikanten
waren immer wieder Vertreibung bzw. Verfolgung ausgesetzt, zu
verschiedenen Zeiten auch unterschiedlich stark in Straßburg.

Wie schnell und wie tief die neue Lehre die Harmersbacher
Bevölkerung in ihren Bann zog, lässt sich nur bruchstückhaft
nachvollziehen. Schon um die zeit des bäuerischen aufruhr ...wo
die oberthäler bauern haben wollen lutherisch werden6, fanden die
verbalen Angriffe der evangelischen Prediger gegen die „Pfaffen"
durchaus Zuspruch in der weithin ungebildeten Bevölkerung.
Mit der neuen Botschaft „Von der Freiheit eines Christenmenschen
" erhofften sie sich eine Verbesserung ihrer sozialen Lage.

Die Unzufriedenheit muss so groß gewesen sein, dass schließlich
in der Pfarrei Harmersbach in den Jahren 1529 und 1549 -
möglicherweise ohne Unterbrechung - Prädikanten wirkten,7 die
die Gläubigen anscheinend selbst eingesetzt hatten und die
auch mit entsprechenden religiösen Handlungen betraut waren.8
Dieses Verhalten der Talbewohner war jedoch keineswegs im
Interesse der damaligen Pfandherren, denen solche Eigenmächtigkeiten
hätten gefährlich werden können. So beschwerten sie
sich 1549 beim Gengenbacher Abt Friedrich und forderten
nachhaltig, dass dieser Predicant ablogirt, verwysen u. unsere un-
terthanen mit einem tauglichen geschickten priester nach Ordnung
und Insatzung der alten catholischen Kirchen versehen werden.9

Danach verlief das religiöse Leben im Reichstal Harmersbach
bzw. der Pfarrei Harmersbach fast wieder in geordneten
Bahnen. Aber der eine oder andere hatte sich doch stärker mit
den religiösen Ideen verschiedener Richtungen identifiziert,
die Martin Luther unter „Rotten, Schwärmern und Sakramen-
tierern" zusammenfasste.10Im Harmersbach war es die „Täuferbewegung
", die noch Jahre später harte Reaktionen der Obrigkeit
nach sich zog.

Die Täufer

Die Bewegung der Täufer, von zahlreichen Personen beein-
flusst und regional verschieden ausgeprägt, zeigt eine große
Bandbreite von eigenen religiösen Vorstellungen. Sie orientierte
sich strikt an der Bibel, wobei das christliche Leben nach


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