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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 250
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250 Geor§ Schrott

dem ursprünglich selbstständige Disziplinen wie beispielsweise
Architektur-, Kunst- oder Sozialgeschichte immer intensivere
Vernetzungen eingingen. Erst jetzt konnte die große Bedeutung
der Orangeriekultur wahrgenommen werden, und eine
recht rege Forschung setzte ein.7

Der Schwerpunkt der orangeriehistorischen Exploration
liegt dabei auf den Höfen der frühneuzeitlichen Fürsten.8 Dort
sind die eigentlichen Zentren der europäischen Gartenkunst
zu suchen und dort war die Avantgarde des hortikulturellen
Fortschritts zu finden9 - insbesondere auch auf dem Gebiet der
Orangeriekultur. Die Regenten bezogen nicht wenig Prestige
aus dem Umstand, dass sie in der Lage waren, südländische
Gewächse in großer Zahl beschaffen zu lassen und trotz des
widrigen Klimas auch zu erhalten. Immergrüne Zitruspflan-
zen, an denen Blüten und Früchte zugleich hingen, suggerierten
einen ewigen Frühling und machten die Orangerie zu
einem paradiesischen oder elysischen Ort. Unter all den exotischen
Pflanzen, die es dort gab, spielte eine Spezies eine herausragende
Rolle - in quantitativer wie symbolischer Hinsicht: die
Pomeranze (Citrus aurantium).10 Man identifizierte sie gern mit
den mythischen „mala aurea", den „Goldenen Früchten", die
Herakles in einer seiner Aufgaben aus dem Garten der Hesperi-
den raubte. Ein elysischer Ort voller mythischer Früchte - die
Orangerie war im Verständnis ihrer Betreiber „der Ort, wo die
Götter wohnen ...An die Stelle von Herkules tritt im 17. /IS. Jahrhundert
aber nun ganz individuell der jeweilige Herr des Orangeriegartens
... Herr eines Orangeriegartens zu sein, hieß die eigene göttliche
Dimension zu veranschaulichen."11 Man kann geradezu von einer
„jeder Orangerie immanente[n] Apotheose"12 sprechen.

Die höfische Orangeriekultur strahlte nicht wenig auf
Landadel, Stifte und auch auf reiche Bürger aus. Die Gartenanlagen
der Klosterprälaten sind im Zeitalter des Barock und
auch noch danach immer von der höfischen Kultur inspiriert
- sei es mittelbar oder unmittelbar. In einer Zeit, in der die
ständische Ordnung als Grundlage der sozialen Stabilität betrachtet
wurde, galten dabei aber in jeglicher Kommunikation,
sei es verbal oder symbolisch, die Kriterien von aptum und
decorum, das heißt des „Passend-Seins", der Angemessenheit
und Stimmigkeit. Klösterliche Orangerien13 mussten demzufolge
eine tendenziell abgestufte Form von Prunk aufweisen,
auch wenn es hierfür keinen objektiven Maßstab gab. Andererseits
standen die Formen der Selbstdarstellung, die die Klosterprälaten
pflegten - und zu pflegen hatten -, denen der
Fürsten nicht diametral entgegen. In den landständischen
Stiften sind sehr wohl Kulturphänomene zu entdecken, die


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