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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 307
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_ 307

Die Odyssee der Ludwigs-Glocke

vom ursprünglichen Geläut der Dreifaltigkeitskirche

Gottfried Wiedenner

Drei Wochen vor der Kirchweihe wurde am 27.9.1908 das Geläut
der neuen Oststadtkirche in Offenburg zur Allerheiligsten
Dreifaltigkeit von Dekan Halbig (Bühl/Stadt) geweiht.

Über die fünf Glocken schrieb der damalige Pfarrkurat
August Karle in der Festschrift: „Das wegen seines musikalischen
Kunstwertes geschätzte Geläute ... hat die Firma Bachert in Karlsruhe
geliefert. Die Kosten von 16167,92 Mark sind durch milde
Gaben gedeckt worden."

Die große Glocke („Regina") und die vierte („Carolus")
stiftete die Familie des „Sonnen"-Wirtes Karl Schimpf, die
zweite („Hosianna") Rosa Kern, die dritte („St. Josef") die Eisenbahner
, die fünfte und kleinste (340 kg) der Bauunternehmer
Ludwig Fischer. Der Stifter durfte den Namen der Glocke
bestimmen, und so hieß diese Glocke „Ludovicus" nach dem
heiligen französischen König Ludwig IX., der in einem Relief
auf der Glocke abgebildet ist. Er hat als Zeichen seiner Macht
das Schwert in der Rechten, auf der Linken trägt er die Dornenkrone
Christi, die ihm die Venezianer aus Byzanz (für eine
stolze Summe) beschafft hatten und für die er in Paris die
Sainte Chapelle errichten ließ.

Die Glocke spricht selbst in einem Vierzeiler:

„ST. LUDWIG BIN ICH GENANNT,
RUF' LAUT ÜBER STADT UND LAND.
GOTT ALLEIN SEI DIE EHR',
ER UNS DEN FRIEDEN MEHR'."

Auf dem unteren Rand steht: „Gestiftet vom Erbauer der Kirche
Bauunternehmer Ludwig Fischer Offenburg". Und dieser Stiftername
führte die Glocke schließlich auch in ihre „Heimatstadt
" Offenburg zurück.

Über dreißig Jahre hatte der harmonische Klang der fünf
Glocken die Oststädtler zum Gottesdienst gerufen, hatte die
Josefsglocke zum Angelus und zu Beerdigungen geläutet.

Da ließ im II. Weltkrieg der „Reichsmarschall" Hermann
Göring die Glocken von den Kirchtürmen holen, um Waffen
daraus zu schmieden. Nur die kleine Ludwigsglocke verblieb
im Südturm, bis Dekan Eugen Augenstein 1949 das neue Ge-


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