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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 342
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Dorothee Neumaier

wiesen, wo sie, von der NS-Rassenideologie als „unwertes
Leben" klassifiziert, getötet wurden.3

Während seines zehnjährigen Bestehens betrieb der Lebensborn
, auch in den „angegliederten" und besetzten Gebieten,
insgesamt 24 Einrichtungen, welche allerdings nicht alle bis
1945 geführt wurden. Ab 1942 wirkte er auch an sogenannten
Eindeutschungsmaßnahmen in den besetzten Gebieten Osteuropas
mit.4 In den folgenden Jahren wurden mehrere tausend
Kinder, welche entsprechend der nationalsozialistischen Rassenlehre
als „Gewinn" galten, aus Polen, der Tschechoslowakei
und Jugoslawien verschleppt. In Kinderheimen des Lebensborn
wurden sie ihrer Identität beraubt, mit einem neuen
Namen gewaltsam „eingedeutscht", um als angeblich deutsche
(Halb-)Waisen an Pflegefamilien vermittelt zu werden.

Beschlagnahmung, Einrichtungsarbeiten
und formale Vorbereitungen

Am 29. September 1942 wurde das jüdische Rothschild-Sanatorium
in Nordrach, eine Heilstätte für lungenkranke Frauen,
aufgelöst und die letzten neun Angestellten und 18 Patientinnen
deportiert.5 Dr. Gregor Ebner, ärztlicher Leiter des Lebensborn
e. V., hatte zwei Tage zuvor per Fernschreiben dem Höheren
SS- und Polizeiführer „Südwest", Kurt Kaul, seine Ankunft
in Straßburg angekündigt.6 Da Heinrich Himmler, Reichsführer
der SS und Chef der Deutschen Polizei, Kaul gegenüber seinen
Wunsch geäußert hatte, im Südwesten solle ein Lebensbornheim
eröffnet werden, hatte Kaul den Lebensborn bereits im
Vorfeld auf die Heilanstalt aufmerksam gemacht.7 Noch am Tag
der Deportation besichtigten Kaul und Ebner die Lungenheilstätte
.8 Von Nordrach reisten sie nach Stuttgart zu Kauls Dienstsitz
, um am 30. September alles Weitere zu besprechen. Da befürchtet
wurde, dass der badische Reichsstatthalter Robert
Wagner das Anwesen für die Unterbringung von Fliegergeschädigten
beanspruchen könnte, wurden in der Zentrale des Lebensborn
nun schnellstmöglich alle Vorbereitungen für eine
Übernahme und Inbetriebnahme des Nordracher Gebäudes
getroffen. Am 1. Oktober 1942 wurde der Reichsvereinigung der
Juden, in die das Sanatorium 1939 zwangsweise eingegliedert
worden war und die der Kontrolle des Reichssicherheitshauptamtes
der SS unterstand, telegrafisch mitgeteilt, dass die Lungenheilstätte
Nordrach auf Weisung des Höheren SS- und Polizeiführers
für den Verein Lebensborn sichergestellt werde.9 Am
2. Oktober erfolgte die Heimübernahme durch einen SS-Unterscharführer
und eine Oberschwester aus dem Lebensbornheim


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