Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 377
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Das Judengrab von Steinach

Günther Fischer

Wie kommt die Ruhestätte eines Juden auf einen christlichen
Friedhof? Steinach war in seiner langen Geschichte nie Heimstätte
von Angehörigen mosaischen Glaubens. Außerdem bestatteten
die Juden ihre Toten traditionsgemäß auf Sammelfriedhöfen
außerhalb christlicher Siedlungen. Nachforschungen
im Archiv der Gemeinde bestätigten die Existenz eines
Juden: Nikolaus Klein, 22 Jahre, geboren in Bukarest, gestorben
in einem Transportzug am 5. März 1945. Handschriftlich hat
jemand nach Ende des Krieges die wenigen Angaben in die
Lageskizze der Ehrengräber eingetragen. Vom Internationalen
Suchdienst in Bad Arolsen liegt eine Bestätigung vor. Damit
konnte zweifelsfrei ausgeschlossen werden, dass Nikolaus Klein
nicht zu den Häftlingen der drei Haslacher Außenlager des KZs
Natzwiller-Struthof im Elsass gehörte. Zeitzeugenberichte untermauerten
das Ganze zusätzlich. Seinen Weg in die Vernichtung
nachzuzeichnen, gestaltete sich indessen viel schwieriger.

Nach einer längeren Besichtigungsreise durch die kriegsgeschädigten
Städte im Reich ordnete der Reichsführer-SS Heinrich
Himmler an, dass für Räumungs- und Bergungsarbeiten in
den bombengeschädigten Städten Nord- und Westdeutschlands
Baubrigaden aufgestellt werden sollten. Die ersten Brigaden
sollten am 25. September 1942 auf Abruf in ausgewählten Konzentrationslagern
bereitstehen. Wegen der Bedeutung der
Reichsbahn für den militärischen Nachschub sowie den Transporten
der Rüstungsindustrie und die Versorgung der Bevölkerung
mussten die nach den Fliegerangriffen zerstörten Bahnanlagen
schnellstmöglich repariert werden. Dazu wurden ab 1944
Eisenbahnbaubrigaden aufgestellt und KZ-Häftlinge für Instandsetzungsarbeiten
eingesetzt. Solche „Konzentrationslager
auf Schienen" sollten mit 500 Arbeitssklaven direkt an zerstörte
Schienennetze herangeführt werden, um in kurzer Zeit die
Infrastruktur wieder herzustellen, was auch Blindgänger beseitigen
, Trümmer wegräumen und Bombentrichter zuschütten
beinhaltete. Untergebracht waren die Häftlinge in Eisenbahnwaggons
. Zwischen Weihnachten 1944 und April 1945 kamen
im Auftrag des Reichsbahnausbesserungswerkes Offenburg der
Bauzug des KZs Flossenbürg/Oberpfalz und die 8., 9. und 10.
SS-Baubrigade zum Einsatz. Zum Bauzug gehörten jüdische
Häftlinge aus Belgien, Italien, der Tschechoslowakei, der Sowjet-


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