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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 35
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Kriegsende und Neubeginn

in der „Provinz" 1917-1919: Das Beispiel Schiltach

Andreas Morgenstern

Einführung

Gerade das 100. Jubiläumsjahr des Kriegsbeginns 2014 und das
Gedenken an 100 Jahre deutsche Revolution von 1918 führten
zu einem Schub frischer sozialgeschichtlicher Untersuchungen
zu den damaligen Ereignissen, auch jenseits der Fronten. Rege
wird geforscht und publiziert.1 Doch während die Ereignisse in
den größeren Städten im Mittelpunkt stehen, bleiben ländliche
Regionen weitgehend außen vor.2 Selbst die grundlegende
Darstellung des revolutionären Geschehens im Land Baden
1918/19 von Markus Schmidgall3 blickt vor allem auf die städtischen
Zentren, voran Mannheim und Karlsruhe, während
der ländliche Raum lediglich am Rande Erwähnung rindet. Es
scheint so, als wäre in den kleineren Orten nichts Erzählenswertes
passiert. Dabei lebten 1918 in Baden über 62 Prozent
aller Menschen in Gemeinden unter 5000 Einwohner, in der
„Provinz".4 Der Blick soll daher auf eine dieser kleinen Gemeinden
, das Industriestädtchen Schiltach, gelenkt werden - ein
beispielhafter Blick auf die Ereignisse jenseits der politischen
und ökonomischen Zentren.

Knapp 2000 Menschen lebten 1914 in Schiltach. Gelegen
eingezwängt im engen Kinzigtal im mittleren Schwarzwald,
hatte sich der traditionelle Flößer- und Gerberort in den zwanzig
Jahren vor Kriegsausbruch weiterentwickelt. Viele Schilt-
acher verdienten inzwischen ihren Lebensunterhalt in den
aufkeimenden Industrien. Besondere Bedeutung kam dabei
den Textilunternehmen Korndörfer und Karlin sowie dem
ebenfalls wachsenden Klempnerbetrieb von Hans Grohe zu.
Begünstigt durch die protestantische Prägung Schiltachs fasste
die Arbeiterbewegung in der Gemeinde bereits frühzeitig Fuß.
Auch wenn das Gründungsdatum der örtlichen SPD nicht
mehr eindeutig nachweisbar ist, agitierte die Partei bereits seit
den 1890er Jahren. Vorfeldorganisationen wie ein Arbeiterradfahrverein
traten über die Jahre hinzu. Bei der Reichstagswahl
1912 erhielt der sozialdemokratische Kandidat Sauer von 435
Wahlberechtigten bereits mit 210 die meisten abgegebenen
Stimmen. Andererseits fällt auf, dass harte Konflikte zwischen
den Gesellschaftsschichten abgemildert waren. Die Unterneh-


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