Freiburger historische Bestände - digital

30 § 9. Die öeruiania sacra des P. fiansizius S. J.

29.1. 7). Der nimmermüden Gefälligkeit des dortigen Archis
vars, der keine Kleinigkeit übersah, verdanke ich neben einer
kurzen Beschreibung dieses Bandes auch den Hinweis auf
einen kleinen fol. 133 eingeklebten Zettel. Auf diesem steht:
„Dem Hochwürdigen in pott geistl. Herrn Hieronimus
Weinhofer, Weidpriester in Wien, abzugeben im Schlosser*
gässel Nr. 601 im Brandweinerschen Haus zweiter Stock."
Dieser Weinhofer kann kein anderer gewesen sein als der
Exjesuit Hieronymus Weinhofer; und der Zettel kann nur
nach dem Jahre der Ordensaufhebung 1773 geschrieben sein,
wie aus dem Worte „WTeltpriester" geschlossen werden muß.
Seit der Aufhebung seines Ordens hat Weinhofer in Wien
ganz historischen Studien gelebt, ist mit den bedeutendsten
Schriftstellern seiner Zeit in Verbindung gestanden und hat
ihnen viele Mitteilungen aus seinen reichen Materialien ge*
währt. Auch dem Gerbert! Gerbert und sein Archivar P. Maus
ritius Ribbele waren im Mai, Juni und Juli 1786 in schwierigen
politischen Angelegenheiten, welche die vorderösterreichi?
sehen Klöster betrafen, selbst in Wien. Das war mitten in
der Zeit des Stoffsammelns für die Germania sacra. Gerbert
schrieb über diese Zeit ausdrücklich an Zurlauben (6. Okt.
1786: Zurlaubensche Sammlung in der Aargauer Kantons*
bibliothek), er habe in Wien häufig Gelegenheit gehabt, in
Versteigerungen und sonst Erwerbungen zu machen von
guten Büchern, auch von einem Manuskript für die Ger*
mania sacra. Derselbe Exjesuit Hieronymus Weinhofer hat
Gerbert bei dieser Sammlung von Material unterstützt. Er
schreibt in einem Brief aus Wien an Gerbert vom 22. Sept.
1786 (St. Paul IX 152), er werde gerne für die gelehrten
Schriftsteller der Germania sacra Zweckdienliches sammeln
und ihm durch Smitmer zukommen lassen. Er hatte für solche
Arbeiten auch ein ganz persönliches spezielles Interesse; hat
er später doch selbst ein „Verzeichnis der Bisthümer und Pfar*
reien des Erzherzogthums Österreich" herausgegeben.1) Zudem
ist Gerbert in näheren Beziehungen zu den Exjesuiten in
Wien und Augsburg gestanden, denen er herzliche Teilnahme

») Wien 1791 in 12°. Er starb 27. Juni 1608.