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Pfeilschifter, Georg
Die St. Blasianische Germania Sacra: ein Beitrag zur Historiographie des 18. Jahrhunderts
Kempten, 1921
Seite: 55
(PDF, 47 MB)
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§14. Der Ursprung des St. Blasianiscben Planes einer Germania sacra 55

Falk—Albert im Jahre 1769 diesen Brief geschrieben hat,
besaß St. Blasien weder „reiche Geldmittel" noch einen
„stattlichen Gelehrtenstab". Der Klosterbrand vom 23. Juli
1768 hatte in wenigen Stunden Kloster samt Kirche, insbe*
sondere die reiche Bibliothek und fast alle Nebengebäude
vernichtet; hatte Gerbert bettelarm gemacht, so daß er da
und dort um Darlehen bitten mußte zum Wiederaufbau;
hatte ihn gezwungen, einen Teil seiner Mönche in auswärtige
Klöster unterzubringen. An irgendein wissenschaftliches
Unternehmen größeren Umfangs auch nur zu denken, war
für Jahre lang ausgeschlossen. Die ganze literarische Welt
nahm an dieser Katastrophe, deren Kunde sich überallhin
verbreitete, den wärmsten Anteil und suchte zu helfen. Der
Bibliothekar Schlaeger aus Gotha frug schon am 19. August
1768 an, ob denn die durch die Zeitungen verbreitete
Schreckensnachricht vom Klosterbrand richtig sei. Im Ok*
tober wußte man die Nachricht in Bologna, in Rom, in Paris.
Und in Mainz sollte Würdtwein, mit dem Gerbert in Kor?
respondenz und wegen einer in Mainz anhängigen Streitsache
mit Petershausen und der Konstanzer Kurie durch einen An*
walt in dauernder Verbindung stand, von dem großen Un*
glück in St. Blasien nichts gewußt haben? Natürlich wußte
er davon! In dem Briefe vom 22. Febr. 1769 berichtet Ger*
bert, den Klosterbrand als etwas Würdtwein Bekanntes vor*
aussetzend, von der Zerstörung des auf seinen Studienreisen
gesammelten wissenschaftlichen Materials durch das Feuer.
Und in Kenntnis dieser für die wissenschaftlichen Unterneh*
mungen Gerberts katastrophalen Verhältnisse sollte Würdt*
wein die ganze Situation so vollständig verkannt haben, daß
er Gerbert gerade in diesem Jahre 1769 gebeten hätte, St. Bla*
sien möge „mit seinen reichen Geldmitteln und seinem statt*
liehen Gelehrtenstabe" eine Germania sacra übernehmen?
Ich kann hier nur einen Irrtum oder ein Mißverständnis von
Falk—Albert annehmen, bis der fragliche Brief in Original,
Konzept oder gleichzeitiger Kopie vorgelegt wird.

Wenigstens soviel scheint mir aber schon jetzt sicher zu
sein, daß Albert nicht gut getan hat, auf Grund dessen, was
ihm an Material wirklich vorlag, den Satz zu schreiben: „Aus


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