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§ 20. Die Tätigkeit der Sammler u. Berater. Archivbenutzung u. -Reisen 1 \5
während Spieß noch anwesend war, an dessen Fürsten in
einem Dankschreiben berichtete.1)
Leider besitzen wir über die zweite St. Blasianer*Reise
von Spieß im Jahre 1793 keinen Reisebericht; ich bin wenig*
stens nirgends auf Spuren eines solchen gestoßen. Gerbert
war damals bereits tot; er war am 13. Mai 1793 gestorben.
Sein Nachfolger, der frühere Archivar P. Mauritius Ribbele,
war, wie Ussermann Anfang Juni an Spieß schrieb, „ein Erz*
Germanist und Beförderer der Arbeit" seil, an der Ger*
mania sacra (St. Paul XI 441). Spieß erwiderte am 19. Juni
(St. Paul XI 426): „Sie sehen, bester, liebster Freund, wie
durch die hier angezeigte Materialien die Würzburgische
Diöces ausgeschmückt werden könnte. Unsere weite Ent*
fernung läßt aber schlechterdings den Gebrauch davon nicht
zu.... Wäre der Markgraf noch in der Regierung, dann
würde er mir vielleicht erlauben, mit allen diesen Schätzen
nach St. Blasien zu reisen und mir die Reisekosten ersetzen;
aber bei der jetzigen preußischen Regierung, da man alles
aufs genaueste einzieht, ist nicht daran zu denken. Denn,
wenn ich mir auch gleich getraue, die Erlaubnis zu einer Reise
nach St. Blasien zu erhalten, so erlauben es doch meine Ver*
mögensumstände nicht. Überdies wenn ich auch ein oder
das andere für Sie copieren lassen wollte, so habe ich die
Leute nicht dazu.... Wir wollten ein schönes Stück Arbeit
machen, wenn wir in St. Blasien miteinander etliche Wochen
arbeiteten.... Doch warum gebe ich mich mit frommen
Wünschen ab?" Also Spieß regte, obwohl er damals schon
sehr leidend war,2) erneut eine Reise nach St. Blasien an.
Dort griff man das Anerbieten freudig auf. Ussermann ver*
merkte auf jenes Schreiben: „Beantwortet den 27. Juni und
H. Spieß vom Fürsten selbst hieher eingeladen", der dem*
nach auch die Kosten der Reise bestritt. Am 5. Juli (St. Paul
XI 428) erwidert Spieß: „An mir soll es nicht fehlen, denn
ich wüßte mir kein größeres Vergnügen, als meine Seele in
') Kreisarchiv Bamberg. Plassenburgische Archivregistratur Fase. VLT. Fol. 14.
') Eine Krankheitsgeschichte aus der Feder des ihn behandelnden Arztes
ist abgedruckt in der Schrift „Lebensumstände des H. Phil. Ernst Spieße (Bayreuth
1794) S. 19 f.
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