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126 §.20- Die Tätigkeit der Sammler u. Berater. Archivbenutzung u. -Reisen
Aber es ging ihm mit den Klöstern nicht besser. Viel
Ärger hatte er besonders mit St. Gallen. „Aber zu St. Gallen?
— schreibt er am 6. Juni 17891) — da ist man entsetzlich
gegen mich aufgebracht. Man donnert mit bestimmten und
unbestimmten Drohungen auf mich zu, wenn ich auf meinem
Vorhaben beharren und ihren Codex traditionum ausgeben
wollte, den ich doch nicht entfremdet, sondern ganz frei*
willig und ungebeten geschenkt vom fürstlichen Stift erhalten
habe. Anfangs hieß es, ich würde das Stift der größten Ge*
fahr aussetzen, wenn ich seine Geheimnisse verraten und den
Feinden aufdecken wollte. Nun ist keine Rede mehr von
diesem; vermutlich weil die Herren von St. Gallen nach mei*
ner Antwort selbst keine Gefahr mehr sahen.... Allein alles
umsonst; ich soll nichts von ihren Sachen drucken lassen,
ohne daß sie mir doch sagen wollten, warum sie mir den
Codex gegeben haben... . Hat denn je ein Gelehrter (diesen
Namen darf ich mir zwar nicht beilegen) um die Erlaubnis
gebeten, die ihm freiwillig mitgeteilten Urkunden zu drucken,
wenn man es nicht ausdrücklich widersprochen hat? Aus
dem letzten Schreiben des Bibliothekars an mich scheints,
als wenn Einer aus dem Stift gedachten Codex beleuchtet,
nach den Originalien gehalten und zum Druck vorbereitet
hätte. Nun was wußte ich von diesem Vorhaben? ..." Wie
in St. Gallen, fährt Mone fort, machte Neugart auch an an*
deren Orten herbe Erfahrungen. Von Salmannsweiler bekam
er nichts.... Keine Urkunden von Petershausen, Kreuz*
lingen, St. Peter, St. Trudpert, Thennenbach, Schuttern, Gen*
genbach. Von Städten hat allein Überlingen ihm Urkunden
mitgeteilt. Was die genannten Klöster anlangt, so ist aus der
Korrespondenz festzustellen, daß P. Boll von Salem (23. Juni
1789: St. Paul XI 26) doch an Ussermann die Anfrage stellte,
ob er das für die Geschichte Salems in Betracht kommende
Material bloß abschreiben solle aus der Masse der Archiva*
lien oder ob er es gleich zu einer Darstellung verarbeiten
müßte. Und auch der Abt von St. Peter bot am 28. Juni
') In einem von Mone, Qnellensammlung zur badischen Landesge3chichte I
(1848) S. (50) edierten Briefe an einen nicht genannten Adressaten.
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