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150 § 21. Die äußeren der Germania Sacra entgegenstehenden Schwierigkeiten
lieh die breisgauischen Abteien sollen zur Entschädigung dem
Kardinal von Rohan (Fürstbischof von Straßburg), und viel*
leicht auch dem Fürstbischof von Basel überlassen werden.
Wir Unschuldige sollen also ersetzen, was andere geraubt
haben!... Wir sind von jedermann verlassen, ohne zu wis*
sen, wohin wir uns wenden sollen... ."*) Die Befürchtung der
letzten Sätze wird bestätigt durch ein Schreiben aus Gurt*
weil vom 7. Januar 1798: „Die Franzosen sprengen es selbst
aus, daß St. Blasien, sowie alle übrigen Abteien, aufgehoben
und zernichtet werden solle... . Das Gerücht wird einigen
Grund haben, obwohl selbes übertrieben sein mag."2) Jeden*
falls befürchtete man in St. Blasien in allem Ernst die Mög*
lichkeit einer wenigstens teilweisen Säkularisation, wie auch
aus einem Brief Ussermanns vom 14. Juni 1798 (St. Paul XI
487v) hervorgeht, in dem er von unerschwinglichen Abgaben
und einer Schuldenlast spricht, an der „noch unsere Nach*
kömmlinge, wenn wir doch noch welche haben sollten, zu
zahlen haben werden, zumahl auch in Gefahr stehen, selbst
einige beträchtlichen Herrschaften zu verlieren".
Wir sehen, die rein äußeren und materiellen Bedingun*
gen für die Fortführung der Germania sacra wurden in stei*
gendem Maße von Jahr zu Jahr ungünstiger. Reisen waren
fast unmöglich geworden; die Sendungen wurden unsicher,
so daß man Urkunden und Manuskripte nur höchst ungern
verschickte. Das Interesse und die Freude für die Germania
sacra, die Hingabe an die durch sie geforderten Arbeiten
wurden überwuchert durch die Sorgen um Leib und Leben,
Hab und Gut — bei den meisten Sammlern und auswärtigen
Mitarbeitern und wohl auch bei manchen St. Blasianern.
Wer aber noch tapfer und treu fortarbeitete — und das taten
sicher wenigstens Ussermann, Neugart und Keller —, dessen
Kräfte waren geschwächt, und dem waren die Hilfsmittel
aller Art stark beschnitten. Ich füge hier eine Übersicht der
die Germania sacra betreffenden Briefe nach den einzelnen
Jahren an, die uns einen allerdings nur ganz ungefähren — da
viele Briefe ja verloren sind — Maßstab an die Hand gibt, um
') a. a. 0 VI 37.
») a. a. 0. VI 88.
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