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§ 23. Das Ende der Germania sacra mit der Säkularisation St, Blasiens \J\
Es war der letzte Band Germaniae sacrae, der „Typis
San * Blasianis" gedruckt werden konnte. Denn schnell
vollzog sich jetzt das Schicksal dieses Klosters nach den
Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses vom
23. Februar 1803 und des Preßburger Friedens vom 26. Dez.
1805-1) Schon am II. Oktober 1802 beansprucht der Malteser* *
orden St. Blasien mit allem, was zum Kloster gehörte. Aber
von österreichischer Seite wurden die Ansprüche der Johan*
niter abgelehnt. Erst als durch den Preßburger Frieden der
Breisgau unter den König von Württemberg und den Kur*
fürsten von Baden verteilt ward, wurde die Gefahr für St.
Blasien akut. Infolge einer falschen Interpretation des Frie*
densinstrumentes erschienen schon am 18. Januar 1806 Würt*
temberger vor dem Kloster. Der ehemalige Göttinger Profes*
sor Spittler nahm als königlicher Kommissär Besitz von St.
Blasien. In der Tat war St. Blasien aber Baden zugefallen, das
schon am 24. Febr. 1806 zur Besitzergreifung von St. Blasien
schritt. Nun wandte sich der Abt nach Karlsruhe an den Kur*
fürsten, um unter Hinweis auf die Leistungen St. Blasiens
für den Staat die Aufhebung des Klosters zu verhüten. Am
26. Mai 1806 entschloß man sich in Karlsruhe, St. Blasien in
einer den Zeitverhältnissen angemessenen Art zur Zeit be*
stehen zu lassen. Aber schon am 10. Oktober desselben Jahres
wurde St. Blasien — nach tausendjährigem Bestand — für
aufgelöst erklärt. Den ganzen Winter 1806/07 arbeitete die
Inventarisierungskommission in St. Blasien. Von Februar bis
Mai 1807 wurde die Klosterbibliothek verpackt, um als Uni*
versitätseigentum nach Freiburg abgeführt zu werden.
„Die geistige Luft, in der St. Blasien allein groß gewor*
den, war den St. Blasianern damit entzogen, und sie beschlos*
sen nun, dem Angebot des österreichischen Kaisers Folge zu
leisten und auszuwandern." Schon im März 1806 war vom
Kaiserhof auf ein Schreiben des Abtes die Antwort ein*
getroffen, man biete St. Blasien in Würdigung seiner großen
Verdienste für die vorderösterreichischen Lande schon jetzt
ein Kloster in Unterösterreich an. Nun, im Mai 1807 ging
0 Zum Folgenden vgl. Dr. Karl Rieder, die Aufhebung des Klosters St.
Blasien (1907), Druck der Aktiengesellschaft Badenia Karlsruhe.
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