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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1981-1_2/0008
nauigkeit des Denkens, das Herz sehr viel stärker sprach. Und er hat sich seit seiner
Gymnasialzeit mit den rätselhaften Texten des Meisters Eckhart beschäftigt. Er war
auch ein hervorragender Kenner von Pascal. Und in der Frühneuzeit zogen ihn besonders
die großen theologischen Denker der katholischen Tübinger Schule an, vor allem
Johann Adam Möhler und Franz Anton Staudenmaier. Diese Theologen hatten einen
besonders großen Atem des Gedankens und waren angeregt von den großen idealistischen
Denkern der Zeit.

Aus Heinrich Ochsners reicher Kenntnis des geistigen Erbes erwuchs bei ihm ein reich
differenziertes und überaus lebendiges und selbständiges Denken. Und so wurde er ein
Freund und Anreger einer ganzen Reihe der wichtigsten Denker unserer Zeit. Auf einiges
daraus sei kurz hingewiesen.

Er war befreundet seit seiner Marburger Zeit mit dem bedeutenden Religionswissenschaftler
F. R Heiler und auch mit E. R Curtius, dem großen souveränen Interpreten
der mittelalterlichen Kunst. Es war Ochsner, der E. R Curtius auf die Schriften von Bonaventura
aufmerksam gemacht hat als Entsprechungen zu den mittelalterlichen
Kunstwerken. Auch hat Ochsner seit seiner Marburger Zeit enge Verbindungen gehabt
zu dem später so berühmten Philosophen H. G. Gadamer und Max Scheler.

Die wichtigsten geistigen Verbindungen haben Heinrich Ochsner aber verbunden zunächst
mit E. Husserl und dann mit M. Heidegger. Dies waren die maßgeblichen Träger
des großen geistigen Neuaufbruchs am Beginn und bis über die Mitte unseres Jahrhunderts
hinaus. In Freiburg kam Ochsner häufig mit E. Husserl zusammen und er nahm
an dessen berühmten Seminaren teil, teilweise zusammen mit Edith Stein. Und er hat
Husserl auf manche Dinge aufmerksam machen können, die dieser selber nicht wußte.

Noch enger war Ochsners Zusammenarbeit mit Martin Heidegger. Ochsner hat schon
im Jahr 1915 mit Heidegger zuammen das Buch von E. Lask über das Urteil gelesen. Er
hat im Zusammenhang damit die Frühentwicklung des so aufregenden Denkens von
Heidegger begleitet und in nicht geringem Maß angeregt. So ist er der vielleicht wichtigste
Zeuge der Entwicklung jener Gedanken geworden, die das Jahrhundert am tiefsten
bewegt haben.

Heinrich Ochsner hat dabei besonders auf die Bedeutung dieser neuen Gedanken für
die Theologie geachtet. Denn er war mit Heidegger überzeugt, daß die Theologie einer
großen Reform sehr bedürftig sei, und daß die alten Gedanken neu gedacht werden
müßten. Und daß dazu die moderne Philosophie der Zeit die entscheidenden Anregungen
gebe. Dies ist in der Tat bis heute so geblieben.

So wurde Heinrich Ochsner ein großer exemplarischer Fall eines modernen Denkers
und eines modernen Christen, ein Kopf, indem sich die geistigen Kraftströme des Jahrhunderts
kreuzten. Und so gehörte er auf eine ausgezeichnete Weise in die neuere Geschichte
des Denkens und in die neuere Geschichte des Verständnisses des Evangeliums
. Und dies alles, obwohl er kaum etwas geschrieben hat.

Er war auch ein wichtiger und oft auch entscheidender Gesprächspartner für sehr viele
andere Menschen. In seinem kleinen Zimmer trafen sich bisweilen Gelehrte und Professoren
aus Frankreich und Deutschland und anderen Ländern, er wurde zu einem der
wichtigsten Berater des Deutschen Caritasverbandes, er hat zahlreiche Doktorarbeiten
und andere Studien angeregt und beraten. Und oft kamen zu ihm Theologiestudenten
oder junge Geistliche, um in den schwierigen Problemen der Zeit bei ihm Klärung und
neue Zuversicht zu suchen und zu finden.

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