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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1981-1_2/0020
So bietet sich diesmal - im „Jahr des Barocks" - ein Spaziergang „auf der Suche nach
barocken Elementen" hier in unserer Stadt an. Dabei ist vorauszuschicken, daß der
Rundgang als Anregung zu verstehen ist, sich mit der teils hervorragenden Literatur
über die Vielfalt barocken Lebens näher zu befassen.

Gehen wir doch zum Auftakt dahin, wo das Herz der 1249 neben dem völlig verschwundenen
Dorf Alten-Kenzingen durch Rudolf II. von Osenberg angelegten Stadt schlägt:
dem Üsenbergbrunnen, der seinen Standort an der Kreuzung der beiden Hauptachsen
Hauptstraße - Fisenbahnstraße / Brodstraße hat.

Die Hauptachse war früher begrenzt durch Stadttore, das heutige Schwabentor dagegen
besteht erst seit dem 18. Jahrhundert an der Stelle einer früheren kleinen Pforte in
der Stadtmauer, von deren Stand aus nach beiden Seiten entlang der Rest der Stadtmauer
die Zirkelstraßen entlangführen. Das noch erweiterte Oval dieser Stadtanlage
wird umflossen von der Kleinen und der Großen Elz.

Vergegenwärtigen wir uns in groben Zügen die Situation Kenzingens nach dem 30-jährigen
Krieg, so wissen wir, daß die Stadt durch die Kriegswirren sehr gelitten hatte. Das
ist nur im Zusammenhang mit der damals größten und bedeutensten Festung Süddeutschlands
- nämlich Breisach - zu verstehen, als dessen nördlichste Vorhut Kenzin-
gen über eine befestigte Stadtanlage verfügte. Die verschiedenen Besitzer, Kaiserliche,
Schweden, Weimarer oder Franzosen zerstörten die Stadt derart, daß nur die Stadtkirche
und einige wenige Häuser verschont blieben, die Bevölkerung von 2.000 Einwohnern
auf 300 schrumpfte. So sind die im 18. Jahrhundert erbauten Häuser im Zuge des
Wiederaufbaues der Stadt zu sehen.

Übernimmt man die Datierung der barocken Stilepoche mit etwa 1600 - 1750, so
können wir feststellen, daß Kenzingen kein typisch barockes Stadtbild mit vielen prunkvollen
Herrschaftshäusern besitzt, daß aber viele Häuser in dieser Aufbauphase entstanden
sind - mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten.

So zeigt sich zum Beispiel die liebenswerte Brodstraße (Bild Nr. 1) mit ihren Putzbauten
aus dieser Phase.

Gehen wir hinüber zur 2-türmigen Pfarrkirche St. Laurentius, erbaut ca. 1275, so stellen
Fachleute eine „barocke Umbauphase" der Kirche fest. Dabei wurde die ehemals 3-
schiffige Basilika in eine Saalkirche umgebaut.

Als „barock" wird dabei die Deckenmalerei in 3 Feldern bezeichnet, ebenso die von Putten
gehaltenen Stuckvorhänge zu den Seitenkapellen, ein Stilmittel jenes großen Welttheaters
, des „Theatrum mundi..."

Weiterhin zeigt der linke Seitenaltar des Langhauses einen barocken Tabernakel und
eine Pieta - übrigens das Mittelstück des ehemaligen Hochaltars.

Je zu beiden Seiten der freistehenden Säulen des Langhauses befinden sich je 2 Barockfiguren
, u.a. der hl. St. Urban mit einem Weinstock, ein altes Attribut in der christlichen
Ikonographie (weist das vielleicht auf die weinbauliche Bedeutung Kenzingens zu
dieser Zeit hin?).

Die südliche Seitenkapelle beherbergt einen Barockaltar mit Reliquien des hl. Innocenz
aus dem ehemaligen Kloster Wonnental.

Mit der Immaculata (Bild Nr. 2) über dem Haupteingang sowie eine Ölberggruppe hat
Kenzingen Anteil an der vielfältigen künstlerischen Produktivität des Barockzeitalters in
Baden-Württemberg - beide Werke werden nach neueren Untersuchungen dem Bildhauer
Christian Wenzinger (1710-1797) zugeschrieben. Er arbeitete neben den anderen
Meistern wie Paul Egell in Mannheim, J. A Feuchtmayer am Bodensee u.a. vor allem im

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