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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1982-2_3/0004
Dem Menschen zugänglich machen

Lieber Leser, wir gehen bei unserer Arbeit von der Annahme aus, daß die Kultur Ken-
zingens und seiner Umgebung am nachhaltigsten durch drei Faktoren geprägt wurde:
Adel, Kirche und Klöster und das Stadtwesen in einem bäuerlichen Umfeld.

Der Burgruine Lichteneck, der ehemaligen Klosterkirche des Zisterzienserinnen-Stiftes
Wonnental und dem historischen Stadtkern gelten deshalb die Fragen dieser Ausgabe,
der Vortragsveranstaltungen mit Bilddokumentation und Exkursionen und insbesondere
der Museumsarbeit:

- auf welche Weise wurde unsere Heimat durch die ungewöhnliche wirtschaftliche,
geographische, kulturelle und religiöse Vielfalt geprägt und nur durch sie verstehbar?

- wie kann der verlorengegangene Praxisbezug zwischen dem „Verborgenen" und dem
„Fortschreiben in die Zukunft" hergestellt werden?

Die Burgruine Lichteneck gehört zu den zahlreichen Wehranlagen dieses burgenreichen
Landkreises. Die Feste Lichteneck, obwohl sie erst 1316 zum erstenmal urkundlich
als Eigentum der Grafen von Freiburg erwähnt wird, dürfte bereits von den Grafen
von Nimburg Anfang des 12. Jahrh. erbaut worden sein. Nachdem die Burg im Bauernkrieg
verschont blieb und auch den dreißigjährigen Krieg überdauerte, wurde sie erst am
10. April 1675 - wie uns ein Kupferstich von der Belagerung veranschaulicht - von den
Mannen des französischen Generals Vauban völlig zerstört und seither nicht mehr wieder
aufgebaut. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, daß diese Ruine seither „von
ihrem Zerfall lebt", Efeu und anderer Wildbewuchs an den noch vorhandenen Mauerzügen
und Felsverkleidungen gehören dazu. Das „Vergängliche" wird so in der Burgruine
zu einer eigenen Kunstform; ein künstlerischer Reiz, der z.B. in der Zeit der Ren-
naissance und des Barock künstliche Ruinen erbauen ließ. Die Burg ist so Natur und Geschichte
in einem. Ihre Anwesenheit auf dem Bergvorsprung, 64 m oberhalb von Mecklingen
, steigert die Landschaft und verwandelt sie zu einer Szenerie. Den Pfalzgrafen
von Tübingen als Herren von Lichteneck (1356 - 1634) gilt deshalb eine Vortragsveranstaltung
am 24. Mai im Pfarrgemeindehaus St. Andreas in Hecklingen.

Geschichte wird konkret faßbar in Bildern und im Erleben einzelner Personen. Aus
dieser Erkenntnis heraus versuchte ein Kunsthistoriker nach Ortsbesichtigungen bei
den Hausbewohnern im Wonnental ein Bild von der Außen- und Innenansicht der im
Jahre 1807 zum größten Teil abgebrochenen Klosterkirche des Frauenstiftes Wonnental
zu entwerfen. Völlig neue Aspekte brachte dabei das Studium vor Ort in Verbindung
mit typischen Zisterziensernormen, Architektur, Traditionen, Glaubensüberzeugungen
, Wertvorstellungen und Symbolwelt. Die abgebrochene Kirche vermittelt einen
Eindruck von dem Ausmaß der Zerstörungen, die nach der Säkularisation im allgemeinen
angerichtet wurde. Sofort nach Abschluß des Kaufvertrages am 24.4.1807 wurde
nämlich in den ehemaligen Klostergebäuden eine der ersten Zichorienfabriken des
deutschen Südens eingerichtet. Wir sind uns deshalb über die Problematik einer säkularisierten
Abteianlage im klaren. Das soll aber die Bemühungen nicht hindern: Gutes im
Gedächtnis festzuhalten, dem Menschen zugänglich zu machen, zum Nutzen der
Menschen.

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