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von den Grafen von Nimburg, Vögte der Klöster St. Ulrich und Sölden, gegründet.
Der letzte dieses Geschlechtes vermachte die Burg vor seiner Teilnahme an den Kreuzzügen
Kaiser Heinrich IV. Danach kam sie in den Besitz eines Herzogs Berthold von
Zähringen, nach dessen Tod an die Grafen von Urach-Freiburg. Dann erbte eine Gräfin
Clara von ihrem Vater, dem Grafen Friedrich v. Freiburg, 1356 die Herrschaft Lichteneck
. Damit begann die 300-jährige Ära unter den Pfalzgrafen von Tübingen, Herren von
Lichteneck, denn Gräfin Clara v. Lichteneck heiratete den Pfalzgrafen Götz von Tübingen
. Dieses als Städtegründer (unter den über 25 Gründungen auch Bregenz) und Klostergründer
(Blaubeuren, Obermarchtal, Bebenhausen) bedeutende Hochadelsgeschlecht
erhielt kurz vor 1140 die Pfalzgrafenwürde des staufischen Herzogtums. Es hatte
Besitzungen in Liechtenstein, Vorarlberg, Oberschwaben mit nördl. Bodenseegebiet,
am Oberrhein und hier im Breisgau, im Neckargebiet und sogar in Gießen a.d. Lahn.
Durch viele Familienteilungen und Parteinahme für die Staufer in ihrer Macht geschwächt
, wurde für sie die Lichteneck nach dem Verkauf der württembergischen Besitztümer
(Herkunftsgebiet war der Raum Nagold), zur neuen Heimat.
Die Pfalzgrafen von Tübingen, Herren von Lichteneck, oder die nächsten Besitzer, die
Freiherren v. Garnier, ab 1721 die Schauenburger, ab 1750 ein Freiherr v. Grechtler,
oder die letzten Eigentümer ab 1774, die Grafen von Hennin, werden wohl die kurzen
friedlichen Zeiten des Burglebens genutzt haben, wie wir sie uns heute als eher rauh,
aber romantisch vorzustellen pflegen.
Wohl manches Fest mag der heutige obere Innenhof, damals erste Wohnetage der
mehrstöckigen Burg, erlebt haben, manch feingekleidetes Edelfräulein die heute noch
z.T. sichtbare Wendeltreppe hinuntergeschritten sein.
Wohl manche frohe Jagdgesellschaft mag über die Zugbrücke geritten sein, deren Stütze
der noch erhaltene Pfeiler im großen Hauptgraben war. Sicher führte der Weg hinüber
in die Besitzungen am Kaiserstuhl vorbei an der schon 1299 bestehenden alten
Mühle an der Elz, wahrscheinlich im Bereich der ehemaligen Hanfreezen beim Sportplatz
. Dort mußten alle Untertanen aus Hecklingen und Forchheim mahlen. Deswegen
führte durch die ehem. Gemarkung Nidingen von der Mühle aus der „Forchheimer
Mühleweg". Oder am fischreichen Weiher vorbei, wo es interessant wäre zu wissen, ob
er im Gewann „Weieräcker" lag.
Die Frauen der Burg mögen sich neben der damals harten Arbeit zu Zeiten, wenn der
Burgherr abwesend war, in müßigen Stunden der durchaus besonderen Pflanzenwelt
erfreut haben. Die trocken-warmen Muschelkalk-Südhänge, teilweise mit Löß überdeckt
, werden zur Zeit vom Fachmann daraufhin untersucht, ob sie noch die seltenen
mittelalterlichen oder südlichen Gewächse aufweisen wie z.B. das Runzelnüßchen - genannt
Nonnae an der Nonnhalde, oder Holunder - Schwertlilie, Liguster und Wildrosenarten
. Genauso interessant dürften die Ergebnisse für die Fauna sein. Ob es wohl
noch die Spinnen-Assel der mittelalterlichen Burgen gibt, deren positive Wirkung darin
bestand, daß sie sich von Fliegen, Spinnen und Bettwanzen ernährte...?
Aber auch von Zeiten der Not blieb die Burg nicht verschont. So z.B. im Geroldsecker
Krieg 1433, im Bauernkrieg 1525, und besonders im 30-jährigen Krieg. So geht die Sage,
daß einst in Notzeiten zwei Edelfräulein der Burg ein silbernes Glöcklein im Burgbrunnen
(einer im Hauptgraben, ein anderer im Erdgeschoß - beide seit ca. 100 Jahren verschüttet
) versteckten.
Nach dem Abzug der Feinde wollten sie das Glöcklein holen, fanden es aber nicht mehr.
Deshalb saßen sie oft traurig am Brunnenrand und horchten hinab. Als sie in einer
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