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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1982-2_3/0033
diesen Kreuzgang erreichte auch der Priester und Beichtvater die Sakristei, die Äbtissin und Priorin
schritten schon lange vorher von ihrem Hause, das ein schmales Törchen zum Kreuzgang aufweist
, hier durch, um die Konventfrauen im Refektorium, bei der Klausurpforte abzuholen und in
gemeinsamem Zug durch das gotische Portal in die Kirche zu führen. So war es im 14. Jahrhundert
.

Der nördliche Teil des Kreuzganges war den Gebäuden vorgelagert, den man mit der Kirche zusammen
den Abteiflügel nannte, während er bei den anderen Flügeln des Klosterkomplexes der
Gebäude-Innenfront entlanglief, in rundbogigen Arkaden gegen den Garten im Hof sich öffnend.
Dieser geschlossene, innerhalb der Gebäudefronten verlaufende Teil des Kreuzgangs, gehörte zur
Klausur, das heißt, der Eintritt von Personen des anderen Geschlechts war streng untersagt. Von
Wonnental ist kein Mißbrauch der Kloster-Ordnung bekannt. Die Zisterzienser verhielten sich gegenüber
den ihnen unterstellten Frauenklöster äusserst distanziert. Zuerst wollten sie diese gar
nicht haben! Zur Zeit des Bauens in Wonnental weilte denn der Bautrupp aus Tennenbach nur
ungern und verhältnismäßig kurz hier. Sie scheinen es eilig gehabt zu haben. Es wurden nicht sehr
viele Steine exakt behauen, nur für die Eckverbände der Gebäude, Fenstereinfassungen, Pfeiler,
Tore, Gesimse und für etliches Masswerk wurde der Sandstein geglättet, profiliert. Beinahe alle
Mauern sind aus gebrochenem Sandstein, vermischt mit Ziegelwerk aufgeführt, dann verputzt,
auch die Mauern der Kirche. Aber das hatte für das tiefgelegene Wonnental auch einen Vorteil gegenüber
Quaderwerk. Die Bodenfeuchtigkeit konnte besser und schneller verdunsten. Quader bewahren
aufgenommene Feuchtigkeit über lange Zeit, saugen sich satt und bleiben kalt. Es ist
erstaunlich, wie in Wonnental kaum ein Keller muffig ist, feuchtes Mauerwerk ist kaum zu finden.
Die angewandte Technik aus der Zeit um 1300 hat sich bis heute bewährt.

Zur Gestalt der Klosterkirche

Von ihr erhalten ist noch heute die ganze südliche Schiffwand, nordseits allerdings von Schöpfen
verbaut. Von ihrem Innern her sind jedoch das Mauerwerk und ihre Einbauten wie Hochfenster,
Türen und Konsolen frei sichtbar. Auf der Südseite wurde das Haus, in dem zuletzt der Stadtarbeiter
Joseph Spiess gewohnt hatte - wahrscheinlich im späten 17. Jh. erst, um ein Stockwerk erhöht -
bis zur Traufe vorgebaut. Es fiel dann 1976 einem Brand zum Opfer, blieb im Innern eine Ruine,
erhielt aber Dachstock und Fenster. Leider sind durch den Brand interessante Wandmalereien in
der Stube und im Treppenhaus verloren gegangen, welche nicht lange zuvor entdeckt und restauriert
worden waren. Es waren Malereien des bedeutenden Freiburger Künstlers Christian Wenzingen
eines Rokoko-Baumeisters, Plastikers und Malers, die in der zweiten Hälfte des 18. Jh.
entstanden sein dürften. Dazu Genaueres in einem späteren Beitrag. Vor der Verbauung und Pro-
fanisierung war der Raum, der diese großflächigen Malereien erhielt, der Kapitelsaal des Klosters!

Unter ihm, zur ebenen Erde und mit dem Kreuzgangende verbunden befand sich die Sakristei.
Zum Teil mag sie noch auf alten Mauern stehen, das flache Kreuzgratgewölbe deutet aber darauf
hin, daß sie frühestens im 17. Jh. erbaut worden sein kann. Von der alten, um 1300 ist nichts mehr
erhalten. Für das Aussehen der ehemaligen Kirche ist der Treppenflur, bezw. dessen Nordwand
besonders aufschlußreich.

In einer Höhe von schätzungsweise 7.50 Meter ab heutigem Fußboden (der mindestens 1 Meter
erhöht worden war) ist durch einen Maueraufbruch (wahrscheinlich durch die Denkmalpflege
erfolgt) ein Okuli (Ochsenauge) von gut 180 cm Aussendurchmesser sichtbar geworden, das in
einer Tiefe von etwa 50 cm noch das aus Sandstein gehauene Masswerk, einen Dreipass enthält. Er
ist durch die Freilegung oder früher schon bei der Vermauerung verletzt worden. Selbst bei dem
Wenigen, das jetzt noch zu sehen ist, kann festgestellt werden, daß dieses mächtige Rundfenstergewände
mit gehöhlten Flächen der Hochgotik angehört und eindeutig die Ausformung der von
Konstanz ausgehenden Baukunst der Zeit zwischen 1310 - 1340 besitzt. Sie ist nicht mehr spezifisch
zisterziensisch, sondern mehr franziskanisch, wenn dies in Wonnental auch nur in diesem
einen Rundfenster sichtbar wird.

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