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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1982-2_3/0034
Die Kreisfenster sind seit etwa 1275 ein im Bodenseegebiet mit Vorliebe verwendetes Bau- und
Schmuckelement. Es tritt hier häufiger auf und kunstvoller gestaltet als in anderen Gegenden. Beispiele
: am Südflügel des Kreuzganges des Konstanzer Münsters wurden kurz nach 1300 die älteren
Kreisöffnungen über den hochgotischen Fenstern mit feingliedrigem Masswerk gefüllt. Ihre
künstlerische Quelle liegt in der Salemer Bauhütte. Die Fensterfolge des Konstanzer Münster-
Kreuzganges wird ein wahres Schulstück der Entwicklung des Fensterstils genannt. Hier ist auch
die Grundform für das vereinfachte Kreisfenster von Wonnental zu suchen. Das wird aber erst
möglich sein, wenn dieses - und möglicherweise ein zweites ein paar Meter westlich davon - freigelegt
sind. Verwandt und zeitlich nahe dürften auch die Oculi von Königsfelden sein, welche allerdings
nicht der Erhellung des Kirchenraums, sondern der Belüftung des Daches dienen. Auch
Säckingen am Rhein, sowie mehrere Kirchen und Klöster am Bodensee waren mit Kreisfenstern
versehen. Ihre Anordnung am Bau war nicht immer dieselbe. Anstelle von „Ochsenauge" möchte
ich sie an Rhein und Bodensee lieber „Fischauge" nennen.

Das Wonnentaler Kreisfenster in der südlichen Wand des Kirchenschiffes war Lichtöffnung, denn
an dieser Stelle waren Lanzettfenster nicht möglich wegen der Höhe des anschließenden, um
1310/20 nur zweistöckigen östlichen Hügels der Anlage. In diesem waren unten Arbeitsräume,
oben das Dormitorium, der Schlafsaal der Nonnen untergebracht. Dieser Teil war aus Sicherheitsgründen
mit einer starken Mauer in einem Abstand von 8 - 9 Metern von der Kirche abgeschlossen
; ein Zugang war ursprünglich nur über den Kreuzgang möglich. Unter gleichhohem
Dach zwischen dieser Brandmauer und der Kirchenschiffmauer befand sich unten die Sakristei,
der Treppenaufgang und ein für Personen und „Wagen" geteilter Flur zwischen Kreuzgang und
den Gartenanlagen auf der Ostseite des Klosters. Über der Sakristei der Kapitelsaal, auf gleicher
Höhe vorgelagert der Treppenaufgang mit Flur aus Holz gezimmert, gegenüber das auch noch
heute vorhandene, an die Mauer des Kirchenschiffes angelehnte steinerne Armarium, die ehemalige
Klosterbibliothek mit drei Rundbogenfenstern nach Süden geöffnet. In ihm standen auf hölzernen
Gestellen die Bücher, welche die Priorin oder auch die Vorsängerin an die Nonnen verteilte
. Dem Armarium war wahrscheinlich schon in früher Zeit eine überdachte, auf Eichenpfosten
abgestützte Terrasse vorgelagert, eine luftige Laube, von der man eine schöne Sicht auf die Gartenanlagen
im Innenhof, einen windgeschützten Ort im Freien zum Studium, zum Gespräch, zur
Erholung hatte.

Direkt unter dem Armarium, der kleinen Klosterbibliothek, befindet sich in der Südwand der Kirche
das heute noch vorhandene Portal mit reichem, sorgfältig aus dem Sandstein gehauenem
hochgotischem Gewändeprofil.

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