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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1982-2_3/0039
Der Fußboden bestand aus hellroten quadratischen Tonfliesen von rauher Oberfläche, ohne Glasur
, ohne Musterung. Die Fliesen waren 5,5 cm dick bei einer Kantenlänge von 22 cm. Sie wurden
mit der gestrichenen Seite (nach dem Einfüllen des Lehms in den Form-Model wurde die Oberfläche
mit einem Kantholz glattgestrichen) direkt auf eine die Unebenheiten des Lehmbodens
ausgleichende 2 - 5 cm dicke Mörtelschicht verlegt. Fugen und Oberfläche erhielten aber direkt
nach dem Verlegen durch Übergiessen mit einer aus Lehm und Eiweiss (?) gemischten dünnflüssigen
Substanz eine kompakte Oberfläche, eine Art Glasur, welche das Eindringen von Schmutz
und Ungeziefer in den Fußboden verhinderte. In den Fugen befindet sich nicht die geringste Verunreinigung
, weshalb diese Oberflächenversieglung ursprünglich erfolgt sein muss. Solche Fliesen
wurden im Boden unter der Empore in festem Verbund mit einer Türschwelle aus Sandstein
gefunden. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, daß im Chor ornamentierte Fliessen lagen.

Im westlichen Drittel der Kirche war die Nonnen-Empore eingebaut. Abgekragte Wandkonsolen
haben flache Gewölbe getragen oder aber eine Balkendecke. Bei den Zisterzienserinnen war die
Empore oft bis zur Hälfte des Raumes vorgezogen, wahrscheinlich auch in Wonnental seit
Umbauten im 16. und 17. Jh. Der Emporenboden lag etwa 4 m über dem des Schiffes, überdeckte
die Gruft der Uesenberge und der Äbtissinnen. Im vorderen Teil dieser Unterkirche nahmen
Laienschwestern, Besucher, Gäste des Klosters zur Feier der Messe Platz. Die Empore selbst war
an der Vorderfront von einer Brüstung mit aufgesetztem Gitterwerk geschützt, durch das die Nonnen
auf das Geschehen am Altar hinabblicken konnten. Den Gläubigen unten im Kirchenraum
blieben sie unsichtbar.

Bei der Ortung des Zuganges zu dieser Empore, des Weges, der für die Konventfrauen vom Dormi-
torium zum Gestühl in der Kirche kurz und direkt sein mußte, enträtselte sich eine 80 cm tiefe,
130 cm breite, 190 cm hohe Nische im Treppenhaus, zwischen Kapitalsaal und Armarium, auf
gleicher Höhe mit dem im Ostflügel ehemals untergebrachten Schlafsaal - als vermauerte Tür auf
eine kurze, ebenfalls mit Gitterwerk versehene Seiten-Empore, die auf Kragsteinen ruhend, der
südlichen Schiffwand entlang zur Hauptempore führte. Demnach hatte die Trennmauer zwischen
Abtei- und Konventflügel eine Pforte, welche zum Treppenhaus mündete, dies im 2. Geschoß.
Über ihre Schwelle schritten zu den kanonischen Gebetszeiten schon um Mitternacht die Nonnen
bei schwacher Beleuchtung des Flurs durch ein Talglicht, in die Kirche hinüber. Vielleicht aber
trug jede von ihnen ihr eigenes Öllicht aus der Zelle ins Gotteshaus hinüber, Zeichen der klugen
Jungfrauen, die ihre Ampeln bereithielten, um dem Bräutigam, Christus, entgegenzugehen, eingedenk
des Wortes „seid wachsam, denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde, an dem euer
Herr kommen wird". -

Die Lebensordnung der Zisterienserinnen war genau so streng geregelt wie die der Männerklöster:
Gebet, Betrachtung und Erfüllung des göttlichen Willens, Abgeschlossenheit von aller Welt, persönliche
Armut, Jungfräulichkeit, einfachste Lebenshaltung, Gehorsam und Demut.

Ein schlanker hölzerner Dachreiter mit spitzem Helm - erst in der Barockzeit, nach 1600, erhielt er
eine sogenannte welsche Haube - barg in knarrendem Gebälk die schwingende Glocke, welche
die Tageszeiten im Klosterbetrieb ausrief, aber auch über Stadtmauern und Dächer von Kenzin-
gen die vertraute helle Stimme der Dienerinnen des Herrn zur Wachsamkeit und tätiger Liebe -
über Jahrhunderte hinweg, erklingen Hess.

W. Schneebeli

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