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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1982-2_4/0012
Mit großem Interesse durchforschte ich die ereignisreiche Geschichte der Üsenberger-
stadt, fand viele architektonische Schönheiten, malerische Winkel, Häuser auf der alten
Stadtmauer, Innenhöfe und bizarre Dachlandschaften, die der Pinsel aufs Papier bannte
. Oft kamen Berufsgruppen aus dem Baufach, die sich Gebäude und Straßen des historischen
Stadtkerns zeigen ließen. Ich führte sie auf den Galgenbuck (heute
Vogesenblick), meinen geliebten Luginsland, um das einmalige Bild einer so selten glücklichen
Verbindung von Stadtanlage und Landschaft zu zeigen, das deutlich ausgeprägte
Achsenkreuz der Hauptstraßen mit seinen klaren Wegen zum Kaiserstuhl, der Rheinebene
und den Vorbergen des Schwarzwaldes.

Meine berufliche Arbeit war in den Klassen der damals noch kleinen Realschule stark mit
der sich entwickelnden Person des einzelnen Schülers verbunden, um so mehr als die
Klassenstärke beträchtlich unter der heute üblichen lag. Line weniger hektische u. ablenkende
Umwelt gab die Möglichkeit kultureller Beeinflußung und Erweiterung des Unterrichts
hinaus in Stadt und Land. Radtouren verhalfen zu billigen Reisen, den Rhein hinab
, ins Frankenland, nach Nürnberg, Weimar und gar nach Berlin.
Die Fünfzigjahrfeier der damaligen Realschule in den Septembertagen 1928 war ein herausragendes
Ereignis. (Der wiedergegebene Linolschnitt, einer unter mehreren, hatte der
junge Zeichenlehrer für das Festbuch angefertigt. Auf der diesjährigen Ausstellung im
Museum Kenzingen »Künstler sehen die Heimat«, waren auch Arbeiten aus jenen Jahren
von Fritz Kölsch zu sehen. Anm. d. Red.)

Gründliche Vorbereitungen einer festlich gestimmten Stadt gaben diesen Tagen einen ungewöhnlichen
Schwung. Ehemalige Schüler aus nah und fern waren zu sehen, die in
fröhlicher Runde ihre alten Erinnerungen auffrischten.

So waren aus meiner Sicht die Goldenen Zwanziger Jahre in Kenzingen.
Vielleicht kann man das Wort »golden« ganz wörtlich nehmen.

Nach dem Inflationsjahr 1923 mußte wiederum Vertrauen zum Geld geschaffen werden.
So durfte ich auf die ersten Notgeldscheine der Stadt den vielversprechenden Wunsch
schreiben:

»Von dem Hochwald bis zur Heide geht der Stadtgemeinde Bann/
darum nehmt, ihr lieben Leute, mich nur ohne Sorgen an«.

Wilhelm Oesterle Schäfer mit Herde (1919)

Radierung 40 x 32 cm

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