Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
3. Jahrgang.1983
Seite: 26
(PDF, 21 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1983-3/0028
Sehr reizvoll ist die Vorstellung, daß Konrad von Lützelhard und Burkhart I von Osenberg
einander bekannte Landsleute am Stauferhof, gemeinsam ihre Burgen in eigener
Fortführung der Bauvorstellungen Barbarossas über ihren heimatlichen Tälern errichten.
Soviel können uns Steine lehren - um so übler ist es, wenn solche unersetzlichen Zeugen
bei Sanierungen von Ruinen mit der Planierraupe beseitigt werden !

Über mögliche Vorgänger der Burg am gleichen Ort müßten die z.Zt. laufenden Grabungen
Aufschluß geben - strategisch dürfte aber für sie keine Notwendigkeit bestanden
haben, da in Kenzingen ja eine die wichtige Aufgabe der Sperrung des Weges von Nord
nach Süd an der gefährlichsten Engstelle zwischen Riegel und Hecklingen übernehmende
Befestigung vorhanden war (Castrum Cancingen 1094 erw.). Diese südlich des abgegangenen
Dorfes Kenzingen (Altenkenzingen) gelegene Anlage wurde möglicherweise durch
den Ortsadel von Kenzingen für die Üsenberger verwaltet; sie mag nicht die repräsentativen
Möglichkeiten geboten haben, wie es die neu im staufischen Geist geschaffene Burg
des Burkhart vermochte.

Möglicherweise war Burkhart I von Kenzingen bereits Vogt für die Besitzungen des
Klosters Andlau, als er in der Gründungsurkunde für das Kloster Tennenbach 1161 zuerst
erscheint, und als Stützpunkt dieser Besitzungen gewann die Kirnburg ihre Aufgabe.
Er scheint die Burg auch bewohnt zu haben, die um 1203, der ersten urkundlichen Erwähnung
»Chuornberg« hieß. So dürfte die Kirnburg zwischen 1150 und 1165 entstanden
sein.

Sein Sohn Rudolf I urkündet 1219 in seiner Burg »Kurinberg in prima porta« - nach
alter Weise also im Haupttor der Burg, das auch als Gerichtsstätte dienen konnte. Wo es
lag, ist heute noch unbekannt.

Im Spiegel der Urkunden erscheint die Funktion der Burg am deutlichsten; was sie im
Laufe der Zeit noch bedeutet hat, mögen die folgenden Skizzen darstellen.2)

Seit der üsenbergischen Besitzteilung von 1290 bilden die Burg und Kenzingen immer
einen zusammengehörigen Organismus (faßbar in Bezeichnungen wie »herschaft, die
purg und die statt ze Kürnberg und ze Kentzingen« 1357). Für die Bürger war das ungemein
wichtig - wie, wenn ein Feind der Stadt in der stärksten Festung in der Nähe gesessen
hätte?

Daß Rudolf III (gest. 1303) die niedere Herrschaft erhielt, machte die Kirnburg seit
1290 zur tatsächlichen Residenz der regierenden jüngeren oder Kenzinger Linie. In diese
Zeit dürfte der Ausbau der Vorburg fallen, die den neuen Bedürfnissen Raum gab. Das
Bruchsteinmauerwerk der gesamten Unterburg dürfte in das späte 13. und frühe 14.
Jahrhundert fallen.

Verhängnisvoll für den deutschen König Adolf von Nassau (1292-1298) war die Haltung
Rudolfs, als der Üsenberger zu lange zögerte, dem König im Kampfe gegen den
Habsburger Rivalen Albrecht von Österreich Kenzingen und Kürnberg zu öffnen;3' so
verschanzte sich Albrecht 1298 in Kenzingen und der König konnte den Rebellen daher
nicht mit seinen überlegenen Truppen angreifen, da der Weg über die Elz dem von Süden
heranrückenden König durch die Stadt verstellt war.

Während Rudolf noch um das höchste Angebot schacherte, konnte Albrecht unbehelligt
nach Norden entweichen - zwei Monate später, am 1. Juli 1298, verlor der König in
der Schlacht bei Göllheim das Leben und den Habsburgern stand der deutsche Königsthron
offen. Rudolf, der viel zu spät auf des Königs Seite getreten, wurde gefangen und
mußte seine Herrschaft zur Auslösung von Österreich zu Lehen nehmen. Das war letztlich
das Ende der selbständigen niederen Herrschaft - auch hier wieder im engen Kontakt
mit dem Geschick des deutschen Reiches selbst.

Den Kenzingern mußte die Burg als Machtfaktor und möglicher Ausgangsort gefährli-

26


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1983-3/0028