Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
3. Jahrgang.1983
Seite: 33
(PDF, 21 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1983-3/0035
Offenbar zur gleichen Serie gehört K 6. Das Fragment zeigt einen Kopf mit perlenbesetztem
Hut, einem nach rechts oben stehenden Schwert und darunter einem oberen
Wappenrand, der eine Art geflügelten Drachen darstellen dürfte. Über dem Kopf auf gotischem
Schriftband »iud«. Dazu gibt es bisher noch keine Parallele. K 7 ist eine weitere
Kachel des Heldentyps. Das Fragment zeigt einen links blickenden Kopf mit einer helmartigen
Haube, an deren Vorderseite Pfauenfedern emporragen. Die Kappe hat Ähnlichkeit
mit einem aus Abbildungen bekannten Hut Karls des Kühnen von Burgund, der als
Abzeichnung aus der Burgunderbeute in Basel zu finden ist. Üppige Locken quellen darunter
hervor. Nahezu den gleichen Kopf, nur rechtsblickend, zeigt das Fragment Minne
196-b, das neben auf Gottfried von Bouillon gedeuteten Resten auf der Ortenburg im Elsaß
1968 gefunden wurde. Minne deutet den Kopf als antiken Heros - hinter unserem
Kopf aber trägt ein gotisches Spruchband die Inschrift »iudas mac abc«. Das könnte aus
der AT-Triade, zum David passend, Judas Maccabäus sein. Insofern bringt das Kirnburgfragment
die oberrheinische Kachelforschung weiter!
Die ganze Serie weist auf 1450-1470 hin.

3.2. Ein obberrheinisches Wildweibchen mit dem Einhorn

K 3 zeigt ein behaartes Wildweibchen mit nackten Brüsten und über die Hüften wallendem
Haupthaar, einen Früchtekranz in der Stirn. An ihrem Schoß schmiegt sich ein EinKachel
K 3: Wildweibchen mit Einhorn (im Konstanzer Münster eine »Vorlage»)

horn, des Weibchens linke Hand liegt auf dessen Rücken, die rechte faßt das rechte Vorderbein
des Einhorns. Ein gleichartiges Weibchen - nur faßt sie rechts das Horn-, zeigt
ein Straßburger Wirkteppich aus der Mitte des 15. Jhdts., heute in Basel.7) (Beer, Tafel
80).

Die ganz genaue Parallele - unser Weibchen hat sogar die Beine in gleicher Weise gekreuzt
- findet sich aber geschnitzt im Chorgestühl des Konstanzer Münsters
(Beer,T.69)!

Der Entwurf zu diesem Gestühl wird gerne Gerhaert Nikolaus von Leyden zugeschrieben
, der 1465/67 in Konstanz arbeitete - auch damit wären wir bei der Vorlage für diese
Kirnburg-Kachel bei einem führenden Meister der Hochgotik, auch wieder im Kreise des
Meisters E.S.; sie ist also ein aufregender Fund!

Die weitergehende Wichtigkeit der Kirnburger Kachelfunde mögen abschließend noch einige
Anmerkungen andeuten:

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