Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
3. Jahrgang.1983
Seite: 34
(PDF, 21 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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3.3. Weitere aufschlußreiche Kachelfunde

Eine seltene, völlig erhaltene Kachel (K2) zeigt eine Wappenhalterin mit den Wappen
Hachberg und Österreich- also die Grafschaft Breisgau. Sie sheint eigens für unseren
Raum hergestellt. Eine Rosenkachel verweist auf das Elsaß-Arnsberg/Obersteinbach
(Minne 63), Ende 15. Jhdt.

Die gleiche Kachel (K4) liegt auch von Zähringen (Schauinsland 9, 1882, S. 60 Anhang,
und Ortenberg Elsaß (Minne 62) vor; eine Randkachel mit Baumwerk und Eichelfrucht
(K 12) verweist auf die Zähringer Burg (Ende. 15., Schauinsland 9).
Im Augustiner-Museum Freiburg ist eine Eckkachel von der Burg Zähringen (Schauinsland
9, 1882, Anhang, Tafel III, Nr. 2 hinter einer Diamantschnitt-Quadermauer ein
(fälschlich als »Knappe« gedeuteter) Ritter mit Drachenwappen und Rittersporen an den
ritterlichen Schnabelschuhen des ausgehenden
14. bis beginnenden 15. Jhdts. rechts
hervortritt. Die Kirnburgkachel K8 liefert das
Gegenstück: in bäuerlichen Stiefeln und im
Ggs. zum gotischen Plattenpanzer des Ritters
ohne Rüstung, in halblangem Rock und mit
umgehängtem Schwert tritt eine (bäuerliche
?) Gewalt hinter der gleichen Mauer links
hervor- diese Diamantschnittquader-Mauer
erscheint auch in K9; parallel ist Minne 21-b;
die gleiche Mauer auch auf einer Budapester
Kachel (Rosemarie Franz, Abb. 101; 1 Datierung
: 2. Hälfte 15. Jhdt.)»)
Allein dieser kleine Ausschnitt mag zeigen,
welchen weiten kultur- und sogar kunstgeschichtlichen
Perspektiven die Arbeit auf einer
Burg wie der Kirnburg aufreißen kann;
der weite Kulturkreis des 15. Jhdts. wird hier
faßbar!

Alle Datierungen unserer Kacheln weisen auf
die Zeit nach 1450; (eine Gesimskachel, K10
ähnlich Minne 147, gegen Mitte 15. Jhdt. datiert
, verstärkt diesen Ansatz noch.) Kachel K 8: Links hervortretender
So können wir vielleicht einen wichtigen bäuerlicher (?) Mann mit Schwert;
Schluß für die Pfandzeit der Kirnburg wa- der Hut bäuerlich a.d. 15. Jhdt.
gen:

Die Straßburger Pfandschaft dauerte von 1424 bis etwa 1515; die beiden Burginventare
rühren von 1444 und 1449, die Funde verweisen sehr stark ins Elsaß. So wäre es denkbar,
daß die wohlhabenden Bürger Straßburgs, als sie die einigermaßen ausgeplünderte Burg
übernahmen, ihrem Vogt auch die notwendigsten bürgerlichen Bequemlichkeiten schaffen
wollten und ihm so, nach der Dürftigkeit des letzten Inventars, den (oder die?) sehr
teuren Ofen aufstellen ließen; es dürfte mit Recht vermutet werden, daß in diese Zeit -
nach 1450 - wohl auch noch andere wichtige Instandsetzungsmaßnahmen fallen. Und das
könnte vielleicht bei weiteren Ausgrabungsfunden Anhalt für weitere wichtige Datierungen
geben !

So können wir allen Verantwortlichen für die Burg nur weiterhin Mut und Ausdauer
wünschen. Eine besondere Danksagung aber soll den Schluß dieses Artikels bilden:
ohne die Mitarbeit von Herrn Alfred Erhart, Eschbach, wäre das Kachelkapitel in dieser
Form nicht zustandegekommen !

Dr. K.B. Knappe

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