Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
3. Jahrgang.1983
Seite: 51
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scher Herrscher gesegnet werden. Christus wendet aber seinen Blick zu Maria und hält das Buch des
Lebens noch geschlossen in seinem linken Arm. Die Engel haben es scheinbar eilig, knien jetzt aber
nieder und erkennen: Die schönste Krone des Lebens gehört der demütigen Magd des Herrn Maria,
der in den Himmel aufgenommenen Mutter. Alle anderen dringenden Ansprüche der irdischen
Herrscher auf Krönung werden genau nach den Eintragungen im Buch des Lebens, geprüft. Christus
ist der König auf dem höchsten, dem himmlischen Thron, er verleiht allen irdischen Herren
Krone und Macht. Vor ihnen aber hat er die gnadenreiche Mutter mit der Krone ausgezeichnet, zum
Zeichen, daß sie für ewige Zeiten über jenen steht. Hier ist das alte Patrozinium der Stadtpfarrkirche
»Unsere liebe Frau« begründet.

Unter der Marienkrönung fliehen mit schmerzlichem Ausdruck unreine tierisch-naturhafte Wesen
, beflügelte Drachen, aus den Lüften unter dem himmlischen Bereich.

Darunter, auf der rechten Seite neben dem Fenster war die hl. Elisabeth von Thüringen abgebildet
, Aufforderung zur Milde und Barmherzigkeit. Welche Heilige auf der linken Seite dargestellt
war ist nicht mehr zu erkennen.

Auf der Südwand, unter den Evangelistensymbolen Lukas Stier und Matthäus-Engel, war ein
leider verloren gegangenes Fresko von zwei aufsteigenden Engeln. Es kann sich nur um die Darstellung
der beiden Engelfürsten Michael und Gabriel gehandelt haben. Sie hüten in der Regel Ein- und
Ausgang an Kirchenportalen. Beide seien bei der inneren Ausmalung von Kirchenportalen rechts
und links anzubringen bestimmt das mittelalterliche Malerbuch. Nun ist es fraglich, ob hier ursprünglich
ein Fenster eingelassen war; die sichtbare Vermauerung an dieser Stelle kann von einer
spitzbogigen Nische zu einer Pforte herrühren, durch die der Priester den Chorraum betreten konnte
und, als die Westwand geschlossen wurde, auch Laien zu besonderen Marienandachten Einlass
fanden.

Unser Turmchor war - das belegen die profilierten Sockel eines ehemaligen Triumphbogens der
Westwand - Chor der frühesten Stadtkirche /Wenzingens, welche wahrscheinlich Seitenschiff der etwas
später begonnenen gotischen Basilika werden sollte - oder war! Somit wäre der Fußboden des
Kirchenschiffes des gotischen Baus etwa 1,50 m tiefer gelegen, als der heutige, eine Feststellung, die
auch bei der Klosterkirche von Wonnental gemacht wurde. Damit wäre eine dem Freiburger Münster
verwandte reduzierte Anlage für Kenzingen in Betracht zu ziehen. Die gotische Kirche von Ken-
zingen muß ein ungewöhnlich interessanter, wohlgestalteter Bau gewesen sein, mit großartigen
Glasfenstern, welche jenen des Freiburger Münsters nicht nachgestanden haben. Sie waren vermutlich
so wertvoll, daß ihretwegen die Maßwerke der Chorfenster zerschlagen wurden, um sie leichter
herausnehmen zu können. Wo sind noch Teile dieser Glasmalerei aus der Zeit um 1310-1320 zu finden
? Selbstverständlich kaum hier.

Der Uesenberger-Turmchor, so benannt,
weil er Zeugnis vom Schicksal der edlen Familie
nach dem Sommer 1298 gibt, vorzüglich die letzten
Nachkommen des Stadtgründers in ihrem liebenden
Glauben ehrt, die mit Friederich, dem
Rektor der Kirche in großen Stiftungen den Bau
der gotischen Kirche ermöglicht haben - ist jedoch
zuerst Chor der ältesten Stadtkirche und
Maria der Mutter des Herrn geweiht.

W. Schneebcli

Abb. 8: Sockel des ehem. Chorbogens


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