Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 4885
Die Pforte
3. Jahrgang.1983
Seite: 58
(PDF, 21 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1983-3/0060
Alte Wappensteine, die dem früheren unteren oder nördlichen Stadttor entnommen wurden
, sind in der Straßenfassade des Rathauses eingemauert worden. Das untere Stadttor
wurde als letztes der beiden Tore im Jahre 1830 «aus Verschönerungsgründen» wie es in
der hierüber verfaßten Urkunde heißt, abgebrochen.« Schade drum, denn es war der einzige
noch erhaltene und für die Öffentlichkeit sichtbare Zeuge der alten Stadtmauer.
In jüngster Zeit ist man übrigens bei Bauarbeiten im unmittelbaren Bereich des südlichen
Stadttores auf ein Stück der Festungsmauer gestoßen, die sich in einem guten Zustand
befand. Aus der Bearbeitungsweise der behauenen Sandsteine, von denen eine Anzahl sichergestellt
wurden, läßt sich möglicherweise der Schluß ziehen, daß die, die Stadtanlage
beschützende Festungsmauer auf ein bereits bestehendes älteres Fundament aus behauenen
Steinen aufgesetzt wurde, das möglicherweise von einer vor der Stadtgründung bereits
vorhandenen »Wasserburg« stammt.

Bei den Grabungen im Zusammenhang mit der Freilegung der Mauerreste stieß man außerdem
auf außergewöhnlich gut erhaltene eichene Rundhölzer, die den untersten Belag
des alten Festungsmauerwerks bildeten und zu dessen Verfestigung und Verankerung im
Boden dienten. Diese Gründung des Mauerwerks auf eichenen Hölzern läßt sich sicherlich
dadurch erklären, daß in den sumpfigen Uferstreifen längs der Elz mit ihren seinerzeit
noch zahlreich vorhandenen Nebenarmen, schweres Mauerwerk ohne die entsprechende
Verankerung im Baugrund, abgesackt wäre.

Wir können daher gespannt sein, was die Experten aus den vorgefundenen behauenen
Sandsteinen und den Eichenhölzern herauslesen werden. In der Literatur zur Stadtgeschichte
ist jedenfalls bislang von einer Wasserburg als Vorgängerin der im Jahre 1249
von Rudolf von Uesenberg gegründeten Stadt nicht die Rede.
Nach dieser kurzen Abschweifung aber wieder zurück zum Rathaus.
Ein kunstvoll gearbeitetes Sandstein-Fenstergewände, das noch von der alten Gerichtslaube
stammen könnte, ist in der nördlichen Seitenwand der Eingangshalle eingelassen
worden und enthält eine Steintafel mit der Entstehungsgeschichte des Rathauses.
Ein weiteres portalartiges Sandsteingewände in der gleichen Wand wurde mit einer Glasvitrine
für Ausstellungsstücke ausgestattet.

Nord- und Ostflügel sowie der Seitenbau auf dem Kirchplatz sind reine Neubauten, die
sich in das alte Stadtbild einfügen und den vorhandenen Maßstab nicht verletzen,
gen, öffentliche WC-Anlagen und der hiesige Polizeiposten untergebracht.
Im Kellergeschoß des Ostflügels befindet sich eine Trafostation, welche die Elektro-
Speicherheizung des Rathausgebäudes und gleichzeitig auch die Innenstadt mit elektrischer
Energie versorgt. Der nördliche Teil des Kellergeschosses beherbergt einen Schutzraum
und Räume für archivwürdiges Schriftgut. Im Dachgeschoß sind weitere Ausbaumöglichkeiten
für den Bedarfsfall vorhanden.

Der Altbau an der Hauptstraße dient vorwiegend repräsentativen Zwecken. Neben der
Stadtbücherei im Erdgeschoß, die u.a. mit einem wertvollen Barockschrank aus dem
Hause der Familie Behrle in Herbolzheim ausgestattet ist, der von den Vorfahren des
Herrn Behrle nach der Säkularisation aus dem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster
Wonnental in Kenzingen erworben wurde, befinden sich im Obergeschoß des Altbaues
der Rats- oder Bürgersaal und das Trauzimmer.

Beachtung verdienen das barocke Kruzifix im Trauzimmer und die 4 Sandsteinsäulen im
Bürgersaal, die den Räumen ein besonderes Gepräge vermitteln. Erwähnung verdienen
auch die beiden Ölgemälde im Ratssaal, welche die Kaiserin Maria Theresia von Österreich
und ihren Gemahl Franz Stephan von Lothringen darstellen sollen. Kenzingen zählte
bekanntlich in jener Zeit zu den vorderösterreichischen Landen. Nach einer anderen
Version sollen die beiden Gemälde Maria Antoinette und ihren Gemahl, den späteren
Ludwig XVI. darstellen.

Maria Antoinette zog damals auf ihrer Reise nach Paris zur Vermählung mit Ludwig
XVI. auch durch Kenzingen.

Zur Belebung des Innenhofes, des Rathauses ist ein Brunnen errichtet worden, der durch

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