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Unser Rothüs
Ganz zum Afang muefi mer scho erwähne, daß unser Üsebergerstädtli am End vom 2.
Well krieg bös üsg'sehne.
Mit Bombe un Granate het's dr Feind unter B'schuß g'numme gha.
Do het natürlich au 's Rothüs si Teil abbikumme dra.
Kostbari Stücke sin no rechtzitig in Sicherheit brocht wäre,
Sunscht hätte mir jo no meh verlöre.
Wo mer sich zue dr Arbet am Dag fast nimmi het könne in d' Stadt mit ti woge,
Isch dr Burgemeister Kreth mit ä me Teil vo sinem Amt in d' Gärtnerei Seitz
am Galgebuck umzöge.
Küm sin aber am End die Kriegsschrecke vorbei, no gohts wieder los mit dr Uffreimerei.
Isch dr Akteberg endlig wieder ä weng in Ordnung, no kumme d' Vorschrifte vo dr Militärregierung
.
Un des mit ä me Rothüs, wer's vorher kennt het, kriegt ä Schock.
Wo dü im 2. Stock nit überall meh sicher laufe kannsch, wil dü Angst ha muesch,
mer sieht dini Schuhesohle im untere Stock.
Endlig noch ä re müheselige Zit erfahrt au 's Rothüs si Renovierung wieder.
Un des in dr Amtszit vom Burgermeister Rieder.
Dr Herr Obenaus, als Stadlbaumeister, alarmiert do dafür au all sini Geister.
D'Rencvierung vom Rothüs wird derno durchg'fühert,
Un 's Amt mit dr ganze Belegschaft in anderi städtischi Räumlichkeite evakuiert.
D' Vorderfassad vom Rothüs wird em Stadtbild apaßt un nit abg'sunderet.
Drum wird sie, bsunders im Summer, mit ihre wunderschöne Blueme vor de
Fenster an dr B3 als Schmuckstück bewunderet.
Au d' hinter Fassad isch meisterhaft renoviert, so daß sie unser ganze Kirchplatz
ziert.
Bis dü vom guete Inne-Umbau alles g'sehne hesch, kannsch di dagelang verwiele. Dü
brüchsch aber nimmi seile uralt Wendeltreppe nuff un na goh mit Schwindel-
g fühle.
Mer her sie no absits stoh loh zum Glück, aber nur zum Besichtige als
Museumsstück.
Drinne findsch aber au sunscht no uff Schritt un Tritt wertvolli Sache üs längst
vergangener Zit.
Do davo will i nimmi meh zitiere, sunscht könnte sie bim Uffinde an Überraschung
verliere.
Bsunders wege nem Herzstück, em Bürgersaal, het mer 's Wisse un d' Aregung vom
Kenzinger Bürgerssohn, Dr. Heinrich Ochsner, ä weng skeptisch uffgnumme.
Aber bim Entferne vom Putz sin, wie von ihm vorrüsgsait, wunderschöni alte Säule
zwische de Fenster rüskumme.
Do wo sich jetzt d'Stadtkass befindet, isch drunter ä Keller gsi.
Do ni bringt als im Herbst dr Kasper Schmied sini Triebet un lageret
drinne au si Wi.
Im zweite, Weltkrieg aber rümt mer seller, un verwendet ne als Luftschutzkeller.
Bim Umbau isch au positiv, daß es no Raum git für des vom Herr Linemann,
als höcherem Beamte, mühevoll zammeg'stellt un vorbildlich verwaltete Stadt-Archiv.
Der Raum links nebe nem Hauptigang, wo früeher als Fruchthalle dient het, isch sit viele
Johrzehnte für anderi Zwecke frei un isch noch dr Renovierung neu üsg'stattet wore mit
unsere Stadtbüecherei.
Vo de Bode im ganze Hüs glänzt au einer mit em andere um d' Welt.
Im untere Gang meinsch scho, dü wärsch uff ä me Isparkett.
Do kann ä rabiater Bsuecher acht gä, daß er si Glichtg'wicht nit verliert,
Un ihm si »Üsrutscher« scho vor dr Düre passiert.
Denkt mer jetz über die Schilderung so oder so,
Uff jede Fall könne sich d' Üseberger mit ihrem renovierte Rothüs sehne lo.
Maria Kern
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