http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/pforte-1983-3/0066
wann »Steinspaltin« wie es 1779 genannt wurde, dehnte sich südlich vom »Hummelberg«
an der Bombacher Straße entlang aus. Von hier wurde das Wasser durch ausgehöhlte
Baumstämme, Holzrohre, als Dicheln oder Deichein bekannt, in die Stadt geleitet.
Wie verbreitet die Wasserleitung schon Mitte des vergangenen Jahrhunderts war,
zeigt die Anfrage des Gemeinderates vom 26. Oktober 1866 an einen Landwirt, »ob er
für seine 3 Brunnenstöcken bestimmten Zahlungen vom jährlichen 30 fl leisten, oder
aber 2 derselben oder alle entfernen wolle,-----sonst sind wir genötigt, die Brunnenzuleitung
zu seinem Hause abschneiden zu lassen.« Vor zehn Jahren fand man noch bei
Erdarbeiten Deichein in der Goldgasse, Brotstraße und Kronengasse. Schon 1814 wird
von zwei »Röhr-Brunnen« auf der Hauptstraße berichtet.
Quellwasser floß den Kenzingern mehr als ein Jahrhundert hindurch in die Wohnung
ohne Pumpwerk, denn es stand unter einem Druck, der es ohne weiteres bis zum zweiten
Stock brachte. Im Herbst des Jahres 1893 legte man die Hauptleitung zwischen Quelle
und Stadt neu aus gußeisernen Rohren über Wiesen und Äcker auf einer Länge von 1250
m und einer durchschnittlichen Tiefe von 1,80 m.
Da am Tage der Verbrauch immer größer wurde, in der Nacht das kostbare Element aber
ungenutzt abfloß, ließ man 1894 von Jakob Diefenbacher unter dem Galgenbuck, am
heutigen Kriegerdenkmal, ein Wasserreservoir von 200 Kubikmetern erbauen, wo das
überflüssige Wasser besonders nachts aufgefangen wurde. Die zwei Kammern, die der
genannte Baumeister aus Sandsteinen errichtete, sind wunderschön. Da sie heute von der
Versorgungsleitung abgehängt sind und ungenutzt stehen, könnten sie für andere Zwecke
verwendet werden, z.B. als touristische Sehenswürdigkeit.
Nun reichte das Wasser, welches aus drei Richtungen vom Hummelberg floß und in
der Badestube in der Steinspalte aufgefangen wurde, selbst für die Brauereien aus. Es lief
aber nicht in die oberen Wohnungen, deshalb wurde 1928 das erste Pumpwerk mit einem
Tiefbrunnen in der Georgsbreite erstellt. Die Steinspaltequelle wurde weiter mitbenutzt.
Es war aber keine glückliche Lösung: Das Pumpwerk arbeitete manchmal so reichlich,
daß das gechlorte Wasser plötzlich zur Steinquelle floß und von da in den Dorfbach, wo
die Fische zugrunde gingen. Ab 1963 wird das Quellwasser nur mehr für die Wohnungen
im Mitteltal benutzt.
Damit aber das wertvolle Bergwasser nicht einfach zum Rhein fließt, gebraucht man es
über das alte Pumpwerk, da der Tiefbrunnen wegen Versandung auch außer Betrieb gesetzt
wurde, zur Bereicherung des Grundwassers.
Diese alte Quellwasserleitung wurde 1981 nochmals angezapft, als man die Wassertretanlage
am Bombacher Weg baute. Heute wird das Trinkwasser für Kenzingen aus den
Brunnen an der B 3 / Abzweigung nach Wagenstadt in das Reservoir auf dem Hagelberg
gepumpt. Von dort fließt es über die Ringleitung in die Häuser.
Es soll nun weiter über öffentliche und noch laufende Brunnen berichtet werden.
Der bekannteste und zugleich auffälligste steht im Schnittpunkt der zwei Hauptachsen
Kenzingens. Er wird allgemein Üsenbergbrunnen (14) genannt (Bild 2). Die Stadt ehrte
1824 ihren Gründer mit der Errichtung eines über 3 m hohen quadratischen Brunnenstockes
mit kapitellähnlichem Gesims, der von einem etwa 90 cm hohen Standbild gekrönt
wird. Auskunft über die in voller Rüstung, auf dem Kopf ein Barett, stehende Figur
gibt die Inschrift eines an ihr linkes Bein gelehnten Schildes: »Zum Angedenken des
Stifters Hesso-Rudolph Herren v. Osenberg welcher die Stadt erbaute 1249.« Es ist bekannt
, daß Rudolph II allein die Stadt gegründet hat, warum auch Hesso angeführt ist,
könnte man mit der Feststellung erklären, daß Hesso als eine Art von Familienname angenommen
wird. Schwineköper betonte in einem Vortrag 1981 in Kenzingen, man könnte
die Üsenberger auch Hessonen nennen, weil dieser Name in der Benennung dieses Geschlechtes
so oft vorkomme. Die Rechte des Standbildes umfaßt eine Schriftrolle, worauf
der Üsenbergerflug im blauen Felde prangt. Eine blaue Fahne umfaßt Schild und
Füße. Die Hauptfront des Denkmals ist gegen Westen gerichtet; an dieser Seite ist auch
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